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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 728

1858 - Weimar : Böhlau
728 Friedmsun- terhantlun- gen zu L lle und Rastadt. Thronbestei- gung Fried- rich Wil- helms Iii. genoffen und ihrer Gegner in den gesetzgebenden Räthen durch einen kühnen Schlag zu entledigen. Sie beriefen Augereau nach Paris und übertrugen ihm den Befehl über die pariser Militärdivision. Am 18. Fructidor oder 4. September 1797 früh um vier Uhr besetzte Auge- reau mit Truppen die Tuilerien und ilahm daselbst die Generale Piche- gru und Willot und mehrere andere Deputirte in Verhaft. Den gan- zen Tag hindurch wurden Abgeordnete, Journalisten und andere den Triumviren mißfällige Personen nach dem Tempelgefängniß geführt, Barthelemy befand sich unter ihnen; Carnot hingegen entkam. Den erstaunten Parisern wurde bekannt gemacht, daß daß Direktorium eine royalistische Verschwörung entdeckt habe. Auf den Wink der Triumvirn sprachen die beiden Räthe über zwei Direktoren, elf Mitglieder deß Raths der Alten und zwei und vierzig der Fünfhundert und eine Menge anderer Personen die Strafe der Deportation aus, vernichteten die Wah- len von acht und vierzig Bezirken und bevollmächtigten die Direktoren, die Verfolgung der zurückgekehrten Auswanderer und Priester zu er- neuern. Von diesem Tage an wurden die beiden Räthe bloße Decretir- maschinen des Direktoriums, und dieses ergänzte seine Fünfzahl durch zwei der bisherigen Minister, den Juristen Merlin und den Schöngeist Franpois von Neufchateau. Ein halber Terrorismus waltete seitdem über der Republik. Als die Wahlen für die Abgeordneten des Jahres 1798 größtentheils auf Gegner des Direktoriums fielen, hob dieses alle ihm mißfälligen Wahlen geradezu auf. Die Politik des Direktoriums kehrte seitdem zu dem revolutionären Geiste der Schreckenszeit zurück; Verachtung aller völkerrechtlichen Verhält- nisse und Bruch aller Verträge, sobald sie die Ansprüche und Rechte anderer Völker betrafen, und dagegen die schärfste Beachtung und kleinlichste Geltendmachung derselben, sobald sie auch nur einen Scheingrund für die zweifelhaftesten Anmaßungen Frankreichs darboten, verbunden mit einer gebieterischen, alles Herkommen und die gegenseitige Gleichheit der Nationen verletzenden Sprache kam damals bei den Machthabern Frank- reichs in Gang. Diese Diplomatik wurde zuerst bei den Unterhandlun- gen versucht, welche mit England zu Lille geführt wurden. Aber Pitt ließ sich durch solche Künste nicht schrecken, und die gebieterische Direktorial-Diplomatik führte nur zum Bruch der angefangenen Unter- handlung. Dagegen wurde der am 9. December 1797 zu Rastadt er- öffnete Congreß eine Triumphstätte für den republikanischen Siegerstolz und eine Schule der Demuth für die deutschen Fürsten. Wenige Wochen vor Eröffnung des Congreffes zu Rastadt war Friedrich Wilhelm Ii. am 16. November 1797 zu Potsdam gestor- den. Sein Privatleben war nicht frei von Schwächen, aber auch nicht arm an schönen, wohlwollenden Zügen. Er gab seinem Volke ein Ge- setzbuch, das Allgemeine Landrecht, dessen Idee schon Friedrich Ii. gefaßt und zum Entwürfe gebracht hatte. In den letzten Zeiten Fried- rich Wilhelms Ii. kamen in Berlin und Breslau Aufstände vor, die in, der Ferne als Anfänge einer preußischen Revolution verkstadigt wurden, die aber nichts als örtliche, durch zufällige Reizungen entstandene und durch ungeschickte Polizeimaßregeln geförderte Pöbeltumulte waren. Die
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