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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 729

1858 - Weimar : Böhlau
129 dunkelste Seite Friedrich Wilhelms Ii. ist seine Kabinetspolitik mit ihren verderblichen Hinterhalten und Ländertheilungen, die ihm von seinen Rathgebern eingeredet wurde. Es fällt aber dieser Vorwurf dem ganzen Zeitalter zur Last. Die Deutschen dieser Zeit zeigten auch nicht eine Spur von Begeisterung für die Erhaltung des gemeinsamen Vaterlandes; mit Gleichgültigkeit betrachteten sich die nördlichen und die südlichen Deutschen wie zwei fremde Nationen. König Friedrich Wilhelm Iii. (geboren am 3. August 1770) bestieg den durch den Tod seines Vaters erledigten Thron (1797—1840). Er war durchdrungen von dem Gefühle seines Berufs, suchte das er- schlaffte Verwaltungswesen zu heben, stellte den Glaubenßzwang ab, den Wöllners Religionsedict beabsichtigt hatte, und erregte in dem gan- zen Volke die freudigsten Hoffnungen. Der König hatte in der Cham- pagne und im polnischen Feldzuge die Schrecken des Krieges mit eigenen Augen gesehen, und Erhaltung deß Friedens schien ihm die erste Pflicht, die er seinem Volke schuldig sei. Daß preußische Kabinet sparte gegen Frankreich und Oestreich die Worte des Friedens und der Mäßigung nicht; aber von dem Direktorium wurde das gegenseitige Mißtrauen der beiden deutschen Kabinette mit großer Kunst unterhalten und mit beiden zugleich geheime Unterhandlung gepflogen, und bald in dem einen, bald in dem andern Verdacht und Besorgniß geweckt. In dieser traurigen Verwicke- lung blieben die redlichen Absichten und die guten Wünsche, die Friedrich Wilhelm Iii. für Deutschlands Wohl und Erhaltung hegte, ohne Erfolg. Die Gewaltschritte, welche die französische Regierung sich erlaubte, ®^nb(t bewiesen, daß das Ziel ihrer Politik die Revolutionirung aller Staaten Republik, sei. Der erste dieser Gewaltschritte war der Sturz des päpstlichen Thro- neß. Es fehlte in Rom nicht an Revolutionsfreunden, welche eine Staatsveränderung wünschten. Am 28. December 1797 kam in Rom die lange vorbereitete Bewegung der Revolutionspartei zum Ausbruch. Als die päpstlichen Soldaten die im Bezirke der französischen Gesandt- schaft versammelte Menge bewaffneter Menschen aus einander trieben, wurden sie von einem überlegenen Haufen aus dem Gesandtschaftshause angegriffen. An der Spitze deffelben zeigte sich der französische General Duphot mit gezogenem Säbel. Die päpstlichen Soldaten gaben nach mehreren vergeblichen Zurufen Feuer, und Duphot stürzte getödtet nie- der. Der französische Gesandte Joseph Bonaparte gab keinen Bitten und Vorstellungen Gehör und reiste in derselben Nacht ab. Das Direkto- rium sandte Berthier mit etwa 8000 Mann nach Rom. Die muth- losen geistlichen Staatsmänner übergaben die Engelsburg, und die Fran- zosen besetzten Rom. Die römische Republik wurde proklamirt, die vollziehende Gewalt, fünf Consuln, die gesetzgebende einem Senat von 32 und einem Tribunat von 72 Mitgliedern übertragen. Die Stadt Rom mußte eine Kriegssteuer von sechs, die Landschaft von dreißig Mil- lionen Livres erlegen. Alle öffentlichen Kunstwerke wurden als Trophäen nach Paris geschickt, und selbst die Kirchen entgingen der Plünderung nicht. Der Papst Pius Vi. wurde nach Siena, dann in ein Kar- thäuserkloster in l>er Nähe von Florenz, später nach Valence im süd- lichen Frankreich gebracht, wo er 1799 starb. Die Kardinäle wurden zuerst eingesperrt, dann verbannt. 1«
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