1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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lich seine, einer Grille ähnliche Vorliebe für den Malteserorden. In
diesem sah er eine Stütze der alten europäischen Ordnung und übernahm
nicht nur das Protektorat, sondern auch das Großmeisterthum des Or-
dens. Zu derselben Zeit schloß ec aber auch ein Bündniß mit den
Tücken; Russen und Türken segelten mit einander in die griechischen Ge-
wässer und forderten die Bewohner der ionischen Inseln auf, sich von
dem Joche der ungläubigen Franzosen zu befreien.
Als Oestreich seine Rüstungen vollendet und das russische Hülfsheer
die Grenze Mährens erreicht hatte, verlangte das Direktorium von dem
deutschen Kaiser, daß er den Rückmarsch des russischen Heeres bewerk-
stellige. Oestreich, zum Kriege entschloffen, antwortete nichr, und nun
brachen am 1. März 1799 Iourdan und Bernadotte über den
Rhein, und daß Direktorium erklärte an Oestreich und Toscana den
Krieg; 'gegen das letztere aus keinem anderen Grunde, als weil der
Großherzog ein Bruder des Kaisers war. Der Großherzog von Toscana
verließ als Flüchtling sein Land. Jourdan und Bernadotte mußten,
nachdem der erstere vom Erzherzog Karl bei Stockach in Schwa-
den geschlagen worden war, über den Rhein zurückgehen und legten ihr
Commando nieder. Der Sieg bei Stockach hatte nicht alle gewünschten
Folgen, da der Erzherzog nach der Weisung des wiener Hofkriegscathes
an den Ufern des Bodensees stehen bleiben mußte.
Der Kongreß zu Ra st adt war auch nach der Abreise des kaiser-
lichen Bevollmächtigten größtenteils beisammen geblieben. Die deut-
schen Bevollmächtigten hatten durch alle ihre Demuth nur Hohn, durch
jede Nachgiebigkeit nur größere Anmaßungen geweckt. Als am 28. April
Abends der Commandant der östreichischen Postenkette den französischen
Gesandten erklären ließ, daß sie binnen vier und zwanzig Stunden ab-
reisen müßten, traten sie in ihrer trotzigen Weise sogleich mitten in fin-
sterer Nacht den Weg nach Straßburg an. Eine kleine Strecke von den
Thoren Rastadts wurden sie von Husaren vom Regimente Szeckler über-
fallen, zwei derselben, Roberjot und Bonnier, getödtet und der
dritte, Jean Debry, der sich todt stellte, in den Graben geworfen.
Es soll nur die Absicht gewesen sein, sich der Papiere der Gesandten zu
bemächtigen und zwei derselben, die sich höchst übermüthig gezeigt hatten,
durch eine Tracht Prügel abzulohnen. In der Trunkenheit oder durch
Scheltworts und Widerstand gereizt, hieben di-e Husaren nicht mit flachen,
sondern mit scharfen Klingen ein.
Bald nachher wurde ein großer Theil der Schweiz durch den Erz-
herzog befreit und Masse na im Juni zum Rückzug von Zürich mit
Verlust seines Geschützes gezwungen. Auch in Italien kämpften die
Oestreicher mit Glück gegen die Franzosen. Als Suwarow mit den
Russen in Italien ankam, übernahm er den Oberbefehl des vereinigten
Heeres und besiegte in mehreren Schlachten, besonders bei Novi, die
Franzosen. Am Ende des Jahres waren in Folge der wiederholt errun-
genen Vortheile Genua und Nizza die letzten Reste der französischen
Herrschaft in Italien.
Der gänzliche Umschlag des französischen Waffenglücks erregte all-
gemeine Verwunderung, in Frankreich aber Bestürzung und Unwillen.
Der Grund dieses Umschlags lag darin, daß die östreichischen Generale
jetzt anfingen, von den taktischen Künsten der älteren Schule abzugehen,