1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Der Krieg
Jahre 1k
daß alle Fäden des bürgerlichen Lebens sich oben in einer einzigen Hand
vereinigten.
im Gleich nach dem Antritte deß Consulats machte Bonaparte Eng-
land und Oestreich Friedensanträge; aber die Verbündeten wollten den
günstigen Stand ihrer Angelegenheiten benutzen, um der Uebermacht
Frankreichs die nöthigen Grenzen zu setzen, und wiesen die gemachten
Friedensanträge zurück. Kaiser Paul hatte sich mißmuthig von England
und Oestreich zurückgezogen. Die Eröffnung des Feldzugs in Italien
entsprach den Hoffnungen der Verbündeten. Die östreichische Armee
unter Melas besiegte am 18. April 1800 die von Massena geführten
Franzosen bei Voltri und nöthigte diesen Feldherrn, sich mit dem lin-
ken Flügel seiner Armee nach Genua zu werfen, während der rechte
Flügel des französischen Heeres unter Suchet von Melas bis über den
Var zurückgedrängt wurde. Melas gedachte in die Provence einzudrin-
gen, wo man auf eine Erhebung der Royalisten rechnete. Indem aber
die östreichische Hauptmacht sich nach der Provence hin wandte, wurde
die östreichische Armee auf der Hauptoperationslinie in Deutschland ge-
schwächt. Napoleon vereinigte daher alle längs des Rheins zerstreuten
Truppen und ordnete sie dem General Moreau unter. Dieser ging am
25. April zwischen Kehl und Diesenhofen über den Rhein und drängte
die Oestreicher unter Kray, nach einer Reihe glücklicher Gefechte, bis
nach der Oberpfalz zurück. Fast Das ganze südliche Deutschland siel in
die Gewalt der Franzosen.
Bonaparte hatte in Burgund eine Armee versammelt und mit
dieser ging er über den großen Bernhardsberg nach Italien. Auf die
Kunde hiervon wandte sich Melas von den Ufern des Var gegen Bo-
naparte, und bei Maren go, einem Dorfe zwischen Tortona und Ales-
sandria, kam es am 14. Juni zur Schlacht. Schon neigte sich der
Sieg auf die Seite der Oestreicher, als Desaix, einer von Bonaparte's
ägyptischen Gefährten, mit 10,000 Mann frischer Truppen auf dem
Schlachtfelde erschien und das Schicksal des Tages zu Gunsten der
Franzosen entschied. Der entmuthigte Melas beantragte einen Waffen-
stillstand, und dieser kam am zweiten Tage zu Stande. Die Oestreicher
zogen sich nach Mantua zurück.
Der Kampf in Deutschland war eben so unglücklich für die Oest-
reicher. Kray, wiederholt geschlagen, machte Moreau Anträge zu einem
Stillstände, welche dieser annahm. Es wurden Friedensunterbandlungen
angeknüpft. Diese scheiterten aber, weil das Kabinet zu Wien nicht
ohne England Frieden schließen wollte, die Engländer aber sich weiger-
ten, den Waffenstillstand aus die Meere auszudehnen. Bonaparte ver-
langte dieses, um Verstärkung nach Aegypten zu schicken. Der Krieg
kam von neuem zum Ausbruch. Der junge Erzherzog Jo-
hann übernahm an Kray's Stelle den Oberbefehl über die Oestreicher,
wurde aber am 3. December 1800 bei Hohenlinden in einer großen
Schlacht geschlagen. Nun mußte der Kaiser einen Waffenstillstand auf
dreißig Tage zu Steyer eingehen und den Franzosen die Festungen
Würzburg, Braunau, Kufstein und Scharnitz nebst ganz Tyrol ein-
räumen.