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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 765

1858 - Weimar : Böhlau
165 dann gegen den Urheber der zu Bayonne verübten Schändlichkeit. Aehn- liche Gesinnungen hegte der H a nde ls sta n d. Er berechnete die Ver- luste, welche er in Folge ves Bündniffes zwischen Spanien und Frank- reich und der durch dasselbe herbeigeführten Handelssperre erlitten hatte. Die Priester besaßen in Spanien noch ihren alten Einfluß, sie waren die entschiedensten Gegner der Umgestaltung, welche sie von Napoleon und dem neufranzösischen Staatsgeiste für Spanien befürchteten. Als Murat den in Madrid zurückgebliebenen Jnfanten Antonio und Francisco befahl, am 2. Mai abzureisen, suchte der zahlreich ver- sammelte Pöbel die Abfahrt zu verhindern. Die Franzosen schoflen so- gleich auf das Volk, das sich hierauf wüthend auf sie stürzte; aber das Geschütz entschied den Tag zum Nachtheil der Spanier. Gegen Abend ließ Murat noch gegen hundert Menschen geringen Standes erschießen, bei welchen man die unter Handwerkern und Tagelöhnern üblichen groß- ßen Taschenmesser gefunden hatte. Zwei Tage darauf wurde Murat als Stellvertreter Karls Iv. verkündet und trat an die Spitze des Regie- rungsausschufles (Junta), den Ferdinand bei seiner Abreise eingesetzt hatte. Napoleon berief 150 angesehene Spanier nach Bayonne, um die neue Ordnung der Dinge berathen zu helfen; aber nicht alle Gern- sene kamen. Am 6. Juni ernannte Napoleon den König Joseph von Nea- pel zum Könige von Spanien und bald nachher Murat, den bisheri- gen Großherzog von Berg, zum Könige von Neapel. Am 20. Juli hielt Joseph Napoleon I. seinen prunkvollen Einzug in Madrid, und fünf Tage später wurde er feierlich zum Könige von Kastilien ausgecu- fen, Der vornehmste Adel und die aufgeklärtesten Männer Spaniens umgaben ihn, und die zu Bayonne berathene Verfassung war auf ganz verständigen allgemeinen Grundsätzen erbaut. Aber das spanische Volk ward nicht für die neue Ordnung gewonnen; es erhob sich in den Pro- vinzen zum Widerstände gegen den aufgedrungenen Herrscher. Die Be- Hörden, welche Einhalt geboten, wurden versagt; eine in Cadix liegende französische Flotte wurde gezwungen, sich an die Volksbehörde zu erge- den; in Aragonien stellte sich der General-Capitän Palafox selbst an die Spitze des Volkes. In jeder Provinz bildete sich durch Wahl des Volkes eine Junta, und die Junta von Sevilla suchte an die Spitze der ganzen Bewegung zu treten. Sie forderte alle Spanier zur Verthei- digung der Rechte Ferdinands Vii. auf, erklärte dem Kaiser Napoleon den Krieg, schloß Stillstand mit England und unterhandelte mit diesem wegen eines Friedens und Bündnisses. Sie forderte in einem Manifeste alle Völker Europa's auf, die französischen Ketten zu brechen, und erließ eine Anweisung, wie der Krieg gegen Frankreich in Spanien zu führen sei, nicht mit regelmäßigen Schlachten, sondern als kleiner Krieg durch einzelne Haufen, durch Aufreibung der feindlichen Heere. Alle unterrichteten Personen wurden aufgefordert, kurze Reden auszuarbeiten, sie drucken und verbreiten zu lassen, um den Eifer der Nation anzuregen. Der an- gegebene Kriegsplan wurde aber nicht durchgängig befolgt. Die Junta von Sevilla wurde nicht allgemein anerkannt; jede Junta ordnete die Regierung ihrer Provinz und bildete sich auch eine besondere Armee. Als die Franzosen anfangs überall vie ungeübten Schaaren auseinander sprengten, bildete sich Napoleon ein, daß er des Widerstandes leicht
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