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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 773

1858 - Weimar : Böhlau
77s ©einigen in den Kampf voranschritt. Am 9. April 1809 rückten die Oestreicher unter Ch a stell er in Tyrol ein, und nun erhoben sich in den verschiedenen Thälern die Einwohner. Von den Alpen herab leuchteten Feuerzeichen, und aus den Dörfern tönte Sturmgeläute. In Innsbruck wurden 6000 Baiern gefangen genommen, und auf den Feldern bei Wiltau mußte sich ein französisches Corps unter General Bisson er- geben und die Waffen abliefern. Wuthentbrannt schleuderte Napoleon gegen Chasteller den Achtspruch und befahl, ihn binnen vier und zwan- zig Stunden als Räuber zu erschießen, wenn er ergriffen würde. Ganz Tyrol bis auf das einzige Kufstein wurde vom Feinde befreit. Aber nach dem Siege bei Regensburg drang ein bairisch-französisches Heer in Ly- rol ein und am 19. Mai hielten Lefevre und Wrede ihren Einzug in Innsbruck. Die Oestreicher hatten sich zurückgezogen und das Alpen- volk sich selbst überlassen. Mit entsetzlicher Barbarei wütheten die Sie- ger gegen daß unglückliche Volk. Vierzehn Ortschaften und unter ihnen die schöne Kreisstadt Schwaz wurden in Schutthaufen verwandelt. Hunderte von Unbewaffneten wurden an Bäume gehenkt, Weiber und Kinder niedergemetzelt, Menschen und Vieh in Ställen verbrannt, ge- fangenen Bauern die Zunge ausgeriffen oder die Hände auf den Kopf genagelt. Gegen Ende des Mai schien der Aufstand der Tyroler völlig unter- drückt zu sein. Lefevre und Wrede begaben sich deshalb zur sranzö- fischen Hauptarmee und ließen nur 6000 Mann unter Deroy zurück. Da griffen die Tyroler aufs neue zu den Waffen; Deroy mußte Inns- brück räumen und sich nach der Grenze zurückziehen. Zur Zeit der Schlacht bei Aspern waren Tyrol und Voralberg ganz frei. Der Schön- brunner Friede überließ die Tyroler mit Vorbehalt einer allgemeinen Amnestie der Gewalt Napoleons. Als die Tyloler die Amnestie nicht annahmen, griffen die Franzosen Tyrol von Norden, Süden und Osten mit überlegener Macht an. Da erkannte Hoser das Thörichte einer Fort- setzung des Kampfes und legte im Anfange des November die Waffen nieder, indem er zugleich seine Landsleute aufforderte, sich in ibc Schick- sal zu ergeben und die angebotene Verzeihung anzunehmen. Aber schon nach acht Tagen ließ sich Hofer durch falsche Nachrichten von Erneue- rung der Feindseligkeiten und vom Heranzuge der Oestreicher verleiten, die Waffen wieder zu ergreifen und seine Landsleute aufs neue zum Kampfe für Religion und Vaterland aufzufordern. Dieser Mißgriff Ho- fers zog viel unnützes Blutvergießen nach sich und gab den Dienern des Zwingherrn einen willkommnen Vorwand, die zugesicherte Amnestie für verwirkt, Hofer für geächtet zu erklären. Hofer hätte, wie die ande- ren Führer des Aufstandes, sich durch die Flucht retten können; aber seine Anhänglichkeit an den vaterländischen Boden ließ ihn nicht zum Entjchlusse der Auswanderung kommen. Zwei Monate lang verbarg er sich mit seiner Familie in einer Alpenhöhle in Passeyr unter Schnee und Eis den Nachforschungen seiner Verfolger, bis der Priester Do nah, früher einer von Hofers vertrautesten Anhängern, für 300 Dukaten dessen Zufluchtsstätte verrieth. Am 30. Januar 1810, in tiefer Nacht, ge- langten die Franzosen zu Hofers Hütte und nahmen ihn und seine Familie gefangen. In Botzen wurde Hofers Familie wieder frei gelassen, er selbst aber nach Mantua geführt und hier um 20. Februar 1810 erschossen.
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