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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 777

1858 - Weimar : Böhlau
preisgeben zu dürfen, ohne vorher zu ihrer Rettung das Aeußerste ver- sucht zu haben. Er nahm daher eine Stellung bei Borodino, ohnge- fähr sieben und zwanzig Stunden vor Moskau, und erwartete hier, hin- ter einigen in der Eit aufgeworfenen Verschanzungen, die Franzosen. Am 7. September 1812 wurde hier eine mörderische Schlacht geschla- gen, in welcher die Russen mit religiöser Begeisterung und mit dem Muth der Verzweiflung stritten, bis sie endlich den geübteren Gegnern und dem schlachtenkundigen Kaiser die Walstatt lassen mußten. Am Abend des blutigen Tages waren 70,000 Menschen theils getödtet, theils ver- wundet, aber nur wenige gefangen. Napoleon konnte sich des Sieges an der Moskwa rühmen, aber die feste Haltung des russischen Nach- trabs hinderte ihn an rascher Verfolgung. Kutusow erreichte mehrere Lage vor ihm die Gegend von Moskau, zog sich, ohne noch eine Schlacht zur Vertheidigung der Hauptstadt zu liefern, südwärts nach Kaluga und nahm eine Stellung in der Flanke der Franzosen. Zugleich verab- redete er mit dem Grafen Rostopschin, dem Gouverneur von Mos- kau , die Räumung dieser Stadl. Als am 14. September der französische Vortrab unter Murat in Moskau einrückte, war die Stadt wie ausgestorben. Von 240,000 Ein- wohnern waren nur 12 bis 15,000 Menschen, theils Fremde, theils Leute aus der untersten Volksklasse, zurückgeblieben. Napoleon nahm in einem der verlassenen Häuser, am zweiten Tage in dem Kreml, der Burg der Zaren, sein Hauptquartier. Er hatte gemessenen Befehl gegebkn, strenge Ordnung unter den Truppen zu erhalten, aber viele Soldaten verbreiteten sich über die Stadt, um Lebensmittel zu suchen, und plünderten die verlassenen Häuser. Schon am ersten Abende brach an mehreren Stellen Feuer aus, was bei der Menge von Wachfeuern in der Nähe hölzerner Häuser nicht zu verwundern mar. Die Franzo- sen wollten löschen; aber das Corps der Spritzenleute war mit allen seinen Geräthschasten abgezogen. Ein heftiger Wind trieb die Gluth von Gasse zu Gasse, und am Morgen des 16. Septembers gewährte das Feuer das Bild eines vom Sturme bewegten Flammenmeeres. Von einer Terrasse deß Kreml betrachtete Napoleon das Grausen erregende Schauspiel; am Abend deß 16., als der Kreml mitten im Feuerregen stand, verließ er den Palast der Zaren und die brennende Stadt und nahm in dem Lustschlosse Petrowski, eine halbe Stunde vor der Stadt, seine Wohnung. Nun waren alle Bande des Gehorsams gelöst; beute- gierig stürmte der Soldat in die brennenden Paläste und suchte durch den Rausch jeglicher Lust sich für die erduldeten Mühseligkeiten zu ent- schädigen. Als am sechsten Tage durch starke Regengüsse >r Brand nach und nach erlosch, waren neun Zehntheile der Häuser zerstört, und der Boden mit Schutt und halb verbrannten Leichen von Menschen und Thieren bedeckt. Napoleon erwartete russische Friedensboten und sandte, als diese nicht erschienen, den General La uriston mit Friedensanträgen an den Kaiser, in Kutusows Hauptquartier. Kutusow wußte Napoleon hinzuhal- ten, während das russische Heer sich täglich durch neue Streitkräfte ver- stärkte, der Zustand des französischen aber sich verschlimmerte. Endlich erkannte Napoleon seine Täuschung und verließ am 17. October Mos- kau, um über Kaluga nach Smolensk zurückzukehren. Der Marschall
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