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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 788

1858 - Weimar : Böhlau
788 stolzen Herzen viel, den kameradschaftlichen Ton der Kriegsgefährten zu erwiedern und das freche Andrängen des Pöbels mit wohlgefälliger Miene aufzunehmen. Und doch mußte er nun von seinem Staatsrathe die Volkssouveränität für die Grundlage des Kaiserthrons und das Volk allein für die Quelle aller rechtmäßigen Gewalt erklären lassen. Seit seiner Abdankung in Fontainebleau hatte das Verlangen nach einer freien Verfaffung ganz Frankreich erfaßt, und Napoleon mußte diesem Verlan- gen zu entsprechen suchen. Deshalb verordnete und verhieß er: Wieder- herstellung der Nationalgarden, Bewaffnung der pariser Vorstädte, Ver- sammlung sogenannter Föderationslager, eine neue Constitution unter dem Titel: Zusatzurkunde zu den Verfaffungen des Reiches, Berufung einer großen Versammlung von Abgeordneten aller Wahl-Collegien und aller Departements, der Armee und der Flotte unter dem Namen eines Maifeldes zur Genehmigung der Verfaffung, endlich Bestellung und Er- öffnung zweier Kammern. . Daß Drückende seiner Lage bewog Napoleon, sich mit einem Frie- densgesuch an die Monarchen zu wenden. Als seine Anträge von den Verbündeten verworfen wurden, sammelte er die Streitkräfte Frankreichs zum letzten entscheidenden Kampfe. In unbegreiflicher Schnelligkeit schuf er Heere und Kriegsbedarf. Am 13. Juni stellte er sich an die Spitze der Nordarmee, des Kerns seiner Krieger. Indem er gegen die Sam- bre, zwischen Maubeuge und Namur, vorbrach, stürzte er sich mit seinen Schaaren auf die Preußen, welche hier unter Blücher in sehr ausgedehnten Stellungen die niederländische Grenze besetzt hielten, von dem weiter rückwärts befindlichen englischen Heere unter Wellington nicht so entfernt, daß sie nicht auf den Beistand desselben hätten rechnen können. Am 16. Juni wurde die Schlacht bei Ligny geschlagen. Die Preußen mußten dem gewaltigen Andränge weichen, aber sie hatten tapferen Widerstand geleistet und zogen sich geordnet zurück. Der greise Feldmarschall stürzte am Abend des Schlachttages mit seinem getödteten Pferde und wurde nur durch die Treue des Grafen Nostiz gerettet. An demselben Tage kämpfte ein Theil von Wellingtons Heer bei Quatre Braß mit einem französischen Heerhausen unter Ney's Führung, und der ritterliche Herzog Wilhelm von Braunschweig fand an der Spitze seiner Getreuen an diesem Tage einen ruhmvollen Tod. Am 18. Juni kam es zwischen Napoleon und Wellington zu einer Schlacht, welche nach der Höhe von Mont St. Jean, nach dem Vorwerke La Belle Alliance und nach dem Dorfe Waterloo be- nannt wird. Kalt, entschlossen wiesen Engländer und Deutsche die an- stürmenden Feinde zurück. Immer heftiger und rascher folgten die An- griffe Napoleons, immer von neuem geordnet drang die alte Garde auf die starren Vierecke ein; es schienen die fest geschloffenen, aber todes- müden Regimenter der Verbündeten der Ueberzahl unterliegen zu müssen. Da erschien, 4 Uhr Nachmittags, zuerst Bülow, dann Blücher mit den Preußen und warfen sich den Franzosen in die rechte Flanke. Die Reihen der Kaiserlichen wurden durchbrochen, die Adler sanken. Napo- leon machte eine letzte verzweifelte Anstrengung und führte selbst seine Garden zum Sturme gegen die Höhe von Mont St. Jean, den Mittel-. Punkt der feindlichen Stellung. Aber die Engländer warfen ihn zurück, und indem sie mit ihrer ganzen Linie vorrückten, wurde zugleich der
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