1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Prinzen Otto von Bayern zum König. Dieser kam 1833 nach
Griechenland und übernahm 1835 die Regierung, nachdem bis zu seiner
Volljährigkeit eine Regentschaft die Regierung geführt hatte.
In Folge der Juli-Revolution brach auch in dem russischen Po-
len, welches Alexander zu einem Königreich mit einer eignen Verfassung
gemacht hatte, ein Aufstand aus (1830) und verbreitete sich von War.
schau aus rasch über das ganze Land. Ein russisches Heer unter Die-
bitsch rückte in Polen ein (1831). Obgleich die Polen in mehreren
Schlachten siegten, unterlagen sie doch in der blutigen Schlacht bei
Ostrolenka der russischen Uebermackt. Die Russen unter Paske-
witsch, Diebitsch's Nachfolger, eroberten Warschau, und Polen wurde
zu einer russischen Provinz gemacht.
In dem türkischen Reiche vernichtete Sultan Mahmud Ii.
(1808 — 1839) das Corps der Janitscharen (1827) und suchte ein
auf europäischem Fuß eingerichtetes Heer zu bilden. Die große Schwäche
der Pforte zeigten die wiederholten Kämpfe mit Mehemed Ali. Die-
ser war seit 1806 Statthalter von Aegypten und suchte dieses Land,
obgleich ec hart und grausam regierte, durch Hebung des Ackerbaues,
des Handels und der Industrie nach europäischer Weise zu cultiviren,
und sich selbst von der Pforte unabhängig zu machen. Ec gerieth mit
der Pforte in mehrere Kriege und zwang die Pforte, ihm auch die
Statthalterschaft Syrien zu überlassen. Als aber Mehemed Ali auf den
Sturz des türkischen Reiches hinzuarbeiten schien, schlossen England,
Rußland, Oestreich und Preußen zu London (1840) einen Vertr-ag zum
Schutze der Pforte. Ein englisch -- östreichisches Hülfsheer zwang Ibra-
him Pascha, den Sohn des Vicekönigs von Aegypten, Syrien den Tür-
ken zu überlassen, und Mehemed Ali mußte sich mit der Statthalter-
schaft Aegytens begnügen, welche seiner Familie erblich verbleiben sollte
(1841).
Auf Mahmud Ii. folgte 1839 dessen ältester Sohn Abdul Med-
schid. Dieser ist noch mehr als sein Vater bemüht, der europäischen
Bildung Eingang in seinem Reiche zu verschaffen. Ec hat den Hatti-
scherif von Gülhane oder ein neues Reichsgrundgesetz gegeben, nach
welchem aller Willkür gesteuert, das Leben und Vermögen der Untertha-
nen wie die Gleichheit aller vor dem Gesetze gesichert werden soll. Der
Einfluß Rußlands in der Türkei war seit dem Frieden zu Adrianopel
immer drückender geworden. Deshalb glaubte Kaiser Nikolaus, es sei
der rechte Zeitpunkt gekommen, um die alten Pläne seines Hauses auf
die Türkei zu verwirklichen. Er verlangte von dem Sultan, daß dieser
ihm das Protektorat über alle Christen griechischen Bekenntnisses inner-
halb seines Gebietes zugestehen solle. Als der Sultan diese Forderung
nicht gewährte, rückte ein russisches Heer in die Moldau und Wa-
lachei ein (1853). Das gewaltthätige Benehmen Rußlands bestimmte
England und Frankreich mit der Pforte ein Bündniß zu schließen,
durch welches sie sich verpflichteten, die Integrität und Unabhängigkeit
des türkischen Reiches aufrecht zu erhalten. Oestreich nahm mehr
eine vermittelnde Stellung ein. Dagegen schloß sich Sardinien der Al-
liance gegen Rußland an und schickte später auch ein Heer auf den
Kampfplatz. Die Feindseligkeiten begannen (Oktober 1853) an der
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Der orienta
lische Krieg.