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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 812

1858 - Weimar : Böhlau
812 mit demselben beginnt in Frankreich der Einfluß deutscher Philosophie und deutscher Dichtkunst. Andre Chenier (1762— 1794) gehört durch die Wirkung seiner Gedichte erst der Restauration an. Er suchte die Entfesselung der fran- zösischen Literatur vom Regelzwang vermittelst des Griechenthumß zu er- reichen und führte die griechische Idealität in die französische Literatur ein. Er ahmte nur den Geist der Griechen nach, wie Goethe und Schiller. Paul Louis Courier (1773— 1825) ist nicht Dichter, son- dern politischer Schriftsteller. Er hatte sich durch ein ernstes, tief ein- dringendes Studium der alten Griechen eine gediegene Bildung erwor- den und ist an Kraft und Glanz des Stils von keinem Franzosen über- troffen worden. Seine politischen Schriften, in denen er den reactionären bourbonischen Bestrebungen entgegentrat, machten einen mächtigen Ein- druck. Auch war Courier bemüht, aus der französischen Literatur das Rhetorische zu verbannen, indem er die Franzosen theils auf den wahren Geist der Griechen aufmerksam machte, theils zu der Natürlichkeit und Gediegenheit älterer französischer Schriftsteller zurückzuleiten suchte. Jean Pierre Beranger (geb. 1780) machte in seiner Bescheidenheit nicht einmal Anspruch auf den Titel eines Dichters, sondern begnügte sich, da er nur Liederchen gedichtet hat, mit der hergebrachten Venen- nung eines Chansonnier. Und doch ist er von größerem Einfluß auf seine Nation gewesen, als irgend einer seiner genialsten Zeitgenossen; denn er hat das Geheimniß ergründet, alle Herzen und alle Stände zu gewinnen. Jedes echte Gefühl, jede großmüthige Gesinnung, Wohlwol- len, Duldung, Achtung vor den Gesetzen, wahre Gottesfurcht, zeigen sich eben so offenbar in seinen Liedern, als sie tiefe Wurzel in seinem Herzen geschlagen haben; aber Vaterlandsliebe ist diejenige Leidenschaft, die ihn am glühendsten erfüllte, am mächtigsten beherrschte. Alphonse de Prat (de Lamartine), aus einer aristokratischen Fa- milie, ist 1790 zu Mayon geboren. Seine Meâitations poétiques (1820) machten ihn plötzlich zum Lieblingsdichtec der feinen Gesellschaft. Diese lyrischen Gedichte verkünden in melodischen Tönen die Klagen der Liebe, die Bewunderung Gottes und der Natur und das unnennbare Weh einer unklaren und nie befriedigten Sehnsucht. Dem Dichter er- öffnete sich die diplomatische Laufbahn, eine reiche und schöne Englän- derin, von seinen Gedickten entzückt, reichte ihm ihre Hand, und sein Oheim Lamartine vermachte ihm mit seinem Namen ein glänzendes Ver- mögen. Nach der Juli-Revolution siel der royalistische Dichter bei den Wahlen durch und tröstete sich durch eine Reise in den Orient. Lamar- tine wurde dann 1834 zum Abgeordneten gewählt und seine royalistische Opposition gegen Ludwig Philipp hat allmälig die Farbe gewechselt und hat sich in Verehrung der Revolution und in sentimentale Koketterie mit socialistischen Träumereien verändert. Die „Geschichte der Girondisten" machte ihren Verfasser zum volksthümlichsten Mann in Frankreich; die Februar-Revolution (1848) hob ihn auf den Gipfel der Macht, aber nach wenigen Monaten zeigte es sich, daß der Dichter kein Geschäfts- mann war. Victor Hugo, der Sohn eines kaiserlichen Obersten, ist 1802 in Besancon geboren. Frühzeitig hat er sich als Dichter ausgezeichnet und
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