1837 -
Berlin
: Schultze
- Autor: Neumann, Gustav Friedrich Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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überläßt sie der Gährung. — Bei der Bereitung des
Branntweins verfährt man anfänglich größtcntheils
wie bei Anfertigung des Bieres. Nachdem die Flüssigkeit
gut gegohren hat, wird sie in einer Blase so erhitzt, daß
sich Dämpfe entwickeln, die mit Spiritus oder Geist
vermischt sind. Diese Dämpfe dringen in eine Röhre,
welche sich in einem mit kaltem'wasser gefüllten Gefäße
befindet, werden durch die Kälte wieder tropfbar und flie,
ßen durch eine Oeffnung ab. Der auf diese Weise erzeugte
Branntwein enthält noch sehr viel Wasser, und wird da,
her nochmals destillirt oder gebrannt, wie eben angegeben
worden ist. Dieß geschieht ein oder mehrere Mal, nach,
dem der Branntwein stärker oder schwächer sein, d. h.
mehr oder weniger Spiritus enthalten soll. Man gewinnt
auch Branntwein aus Kartoffeln, Mohrrüben, überhaupt
aus allen Gegenständen, welche Zuckerstoff enthalten.
Der Branntwein ist für junge Leute wah,
res Gift. Für Erwachsene ist er, äußerst mäßig genoss
sen, nicht schädlich, wird vielmehr, wenn man gewisse bit,
tere oder gewürzhafte Sachen dazu nimmt, mitunter zu
einem wohlthätigen Arzeneimittel; aber übermäßig genoss
sen, wird er auch der Gesundheit und.dem Leben des Er,
wachsenen höchst gefährlich. Es ist eine durchaus
falsche Meinung, daß der Branntwein den
Körper stärke-; er erzeugt nur Erschlaffung, und dieß
verleitet den Unwissenden zum neuen Genusse. Ein Trun,
kenbold erniedrigt sich unter das Vieh, und beweist, daß
er seine Würde als Mensch nicht schätzen gelernt hat.
Branntwein und andere geistige Getränke verschaffen übri,
gens nicht ein wahrhaft frohes Herz; dieß erlangen wir
nur, wenn wir uns vor Gott und Menschen ein gut Ge,
wissen erhalten, keinen Menschen hassen und den htmm,
tischen Vater von Herzen lieben. — Besonders hüte man
sich, in strenger Kälte auf Reisen Branntwein zu trinken;
er macht den Menschen dann so müde, daß er nicht weiter
gehen kann, sich niedersetzt, einschläft und erfriert. Zur
Erwärmung in der Kälte trinke man daher nie Brannt,
wein, sondern warmes Bier mit etwas Ingwer.
Auch gibt es bet uns ein giftiges Gras, den betäu,
benden Lolch oder das Tollkorn, das mit seiner groß,
ßen Aehre, leider! auch auf den Getraidefeldern angelross