1827 -
Heidelberg
: Engelmann
- Autor: Schoppe, Amalia, Edgeworth, Maria
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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lichste Knabe/ den sie in ihrem Leben gesehen hätte, und
er mochte sie noch lieber leiden.
Sie wickelte etwas Band in ein Papier, worauf etwas
gedruckt war, und fragte ihn, ob er einige dieser Wörter
lesen könnte. „O ja,- sagte Franz, und er las:
..Das modernste Assortissement von Tastet, Modewaa-
ren und Shwals.»
Die Dame verschloß ihm den Mund mit Küssen und
sagte ihm, er wäre wirklich ein kleiner geschickter Bursche.
Franz dachte, er würde ihr noch geschickter vorkommen,
wenn er ihr die Verse hersagte, die er auswendig gelernt
hatte. — «O was für ein Gedächtniß er hat! Ich hörte
nie etwas so schön hersagen!» rief die Dame aus.
Franz fuhr jetzt fort, ihr die Geschirre zu erzählen,
wie er sich selbst von der üblen Gewohnheit geheilt hätte,
den Rock auf- und zuzuknöpfen, und erzählte ihr auch,
daß sein Vater ihm ein Buch geschenkt; dabey wiederholte
er Wort für Wort, was ihm sein Vater zu Anfang deö
Buches hinein geschrieben hatte.
Die Dame hörte dies alles mit lächelnder Miene an
und Franz wollte eben fortfahren, von sich selbst zu spre-
chen, als seine Mutter aus dem Zimmer in den Laden
zurück kam; sie rief: ..Franz!» und nahm ihn mit sich nach
Hause.
Am andern Tage sagte seine Mutter, die ihn gewöhn-
lich jeden Tag etwas lesen ließ, zu ihm, er möchte ihr
sein Buch bringen und lesen. Er fing an zu lesen und
versah sich einige Mal; .Franz,» sagte seine Mutter,
»Du gibst diesen Morgen nicht Acht auf das, was Du
thust.«
Franz las etwas sorgfältiger weiter, und als er ohne
ein Versehen ungefähr eine halbe Seite gelesen hatte,
hielt er plötzlich inne und sagte: ..Aber, Mutter, Du
lobst mich nicht, wie gestern die Dame im Laden."