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1. 1. Bd. - S. 95

1827 - Heidelberg : Engelmann
' 95 .Ich schmeichle Dir nicht, mein Kind, - antwortete die Mutter. «Was ist schmeicheln, Mutter?" «Dir schmeicheln, mein Kind, heißt, Dich mehr lo- den, als Du verdient hast." «Schmeichelte mir denn die Dame im Laden, Mutter?" «Ich weiß es nicht, denn ich bin nicht dabey gewe- sen; ich habe nicht gehört, was sie gesagt hat." «Sie sagte: — ich — ich weiß nicht warum, Mutter, aber ich fühle, daß ich mich schäme, Dir Alles zu erzäh- len, was sie mir gesagt hat. Sie sagte, ich wäre ein lie- des kleines Geschöpf und der niedlichste Knabe, den sie in ihrem Leben gesehen hätte; auch sagte sie, ich wäre wirk- lich ein recht geschickter kleiner Knabe, als ich ihr etwas über Tastet und Modewaaren vorlas, was aus ein Papier gedruckt war, in welches sie etwas Band wickelte, und als ich ihr die Verse hersagte, Mutter, da sagte sie, sie hätte nie in ihrem Leben etwas so schön hersagen hören." «Und glaubtest Du dies alles, Franz?» «Nicht ganz, Mutter; ich machte einige Fehler, als ich die Verse aufsagte, und sie gab nicht Acht darauf." «Und verstandest Du, was Du über Tastet und Mode- waaren lasest?" «O, Mutter, ich weiß, Du würdest diese Frage ge- than haben; wie kam es denn, daß die Dame mich dies nicht fragte? — Auch stand etwas darin, von einem mo- dernen Affortiffement. Sie küßte mich, weil ich das ge- lesen hatte, und doch verstand ich jene Worte nicht. Wenn Du mich küssest oder lobst, Mutter, so bin ich ganz ge- wiß, daß ich etwas recht oder gut gemacht habe; ich weiß, warum Du mit mir zufrieden bist, aber ich wußte nicht so recht, warum die Dame so sehr mit mir zufrieden war; weißt Du es, Mutter?" «Nein, mein Kind, und ich weiß nicht einmal gewiß, ob sie mit Dir wirklich so sehr zufrieden gewesen ist." i
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