1827 -
Heidelberg
: Engelmann
- Autor: Schoppe, Amalia, Edgeworth, Maria
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
131
„laß einmal sehen, wer mich zwingen kann, wenn ich
es nicht thun will, ich bin stärker als Du!" -
„Ich fürchte mich doch nicht vor Dir," antwortete
Karl, denn ich habe Recht." Darauf riß er Eduarden
die Apfelsine aus der Hand und stieß ihn mit aller Kraft
von dem Korbe zurück."
Eduard kehrte augenblicklich zurück, und gab ihm einen
derben Schlag, der ihn beynahe betäubte.
Dennoch fuhr dieser gute Knabe, ohne der Schmerzen
zu achten, beharrlich fort, das zu vertheidigen, was sei-
ner Obhut anvertraut worden war. Er hielt den Zügel
des Pferdes mit der einen Hand und bedeckte den Korb
mit dem andern Arme, so gut er konnte.
Eduard strengte sich vergeblich an, die Hand wieder
in den Korb zu bringen, er konnte es nicht, und da er
merkte, daß er mit Gewalt nichts ausrichten konnte, nahm
er seine Zuflucht zur List. So stellte er sich, als wäre er
außer Athem und wollte aufhören, aber er dachte, sobald
Karl wegsähe, wollte er sachte nach dem Korbe auf der
andern Seite schleichen.
Listige Leute, obschon sie sich sehr weise dünken, sind
doch fast immer sehr einfältig.
Eduard, nur darauf bedacht, auf die andere Seite zu
kommen, um Apfelsinen zu stehlen, vergaß, daß, wenn
er hinten an dem Pferde herum ginge, er es erschrecken
würde. In der That hatte das Pferd, gestört durch den
Lärm neben ihm, schon aufgehört, sein Heu zu fressen
und spitzte die Ohren; aber als es etwas an seinen Hin-
terfüßen fühlte, schlug es plötzlich hinten aus und Eduard
stürzte zurück, als er eben die Apfelsine ergriffen hatte.
Eduard schrie laut auf vor Schmerz, und auf das Ge-
schrey kamen alle Leute aus dem Wirthshause, um zu se-
hen, was e§ gäbe; unter ihnen war auch der Apfelsinen -
Händler.