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1827 -
Heidelberg
: Engelmann
- Autor: Schoppe, Amalia, Edgeworth, Maria
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
175
wie Du; aber dann könnte ich ja doch nicht im Per-
spective zeichnen.»
«Aber, liebe Rosamunde/ während Tu über Perspec-
tive sprichst/ bemerkst Du nicht/ wie spät es wird/» sagte
Laura; «warum stehst Du jetzt nicht auf?»
«O/ weil es doch jetzt schon zu spät ist/ um früh auf-
zustehen/" folgerte Rosamunde.
Mit diesem Schluffe zufrieden/ schloß Rosamunde ihre
Augen und drehte sich auf die andere Seite/ um wieder
einzuschlafen. «Wenn Du bey der letzten Flechte bist/
Laura / so rufe mich noch einmal/» sagte sie/ «und dann
will ich aufstehen.»
Aber vergebens rief Laura sie noch einmal/ sie war-
nend/ weil sie nun «bey der letzten Flechte wäre.»
Rosamunde war schläfriger als je und fürchtete sich
mehr noch als sonst vor der Kälte. Doch zuletzt wurde
sie durch die Frühstücks-Glocke aufgeweckt. Sie sprang
auf/ indem sie kläglich ausrief: «O Laura / was soll ich
anfangen? Ich werde nicht fertig werden — mein Vater
wird böse auf mich seyn und ich habe mein Schürband
verloren — und mein Taschentuch kann ich auch nicht fin-
den — es ist auch alles weg! Das wird ein Unglücksrag
werden/ ich bin davon überzeugt; und die Schnalle ist aus
meinem Schuh gefallen/» fügte sie hinzu/ und indem sie
diese Worte in einem traurigen Tone sagte, setzte sie sich
an der Seite des Bettes nieder und fing an zu weinen.
«Rein/ weine nur nicht/« sagte Laura, «sonst wird es
wirklich ein Unglückstag; sieh/ hier ist Dein Taschentuch.»
«Aber mein Schürband!» klagte Rosamunde/ sich die
Augen mit dem Tuche wischend; «wie kann ich zum Früh-
stück fertig seyn / ohne mein Schürband? Und mein Va-
ter wird sehr — » —
«Was sehr?» sagte Laura munter; «hier ist Dein
Schürband; sieh einen Augenblick auf, und ich will es