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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 23

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Die Heuschrecken in der südrussischen Steppe. 23 sie mit ihren Leichnamen auslöschen und dem Reste zum Weiterschreiten Bahn schaffen. Finden die Leute den Schwarm schon auf ihren eigenen Feldern niedergelassen, so umzingeln sie ihn sogleich und machen rund herum eben- falls kleine Feuer, um ihn zuvörderst in dieser Feuerkette zu fesseln und zum Anhalten zu bringen. Alsdann zünden sie kleine Strohbündel und andere Feuerbrände an und werfen sie in den eingeschlossenen Haufen hinein, schienen und scheuchen darin herum, um ihn so, da er weder vorwärts schreiten, noch sitzen bleiben kann, zum Auffliegen zu zwingen. Glückt ihnen dies, oder fanden sie ihn gleich beim ersten Anzuge noch in der Luft, so beginnen sie nun ein Lärmen wie die Jagd des wilden Jägers. Einige haben große Tücher an Stangen gebunden, andere tragen brennende Strohwische an langen Fackelstäben in die Höhe. Sie wedeln, flaggen, schießen, jauchzen, trommeln, klingeln und bringen die ganze Atmosphäre in Aufruhr. Die erschreckten Heuschrecken, die vielleicht schon im Fallen begriffen waren, steigen dann wieder etwas höher, und indem die Leute, im lärmenden Tumulte über Thal und Hügel springend, ihnen beständig folgen, gelingt es ihnen nicht selten, den Schwarm über ihre Aecker und ihr Dorf schwebend hinwegzuführen. Haben sie das Meer oder einen Liman (Mündungsbusen) in der Nähe, so suchen sie ihn allmälig auf die Seite ins Wasser zu treiben. Führt ein starker Wind die Heuschrecken ins Meer hinaus, so tft es merkwürdig, daß sie, darin niederfallend, sich nicht in einer breiten Schicht darauf hinlegen, sondern sich pyramidenweise anhäufen, so daß, wo zuerst einige Millionen niederfielen, sich eben dahin auch die andern setzen, wie auf eine, gleichsam durch die Leiber der andern gebildete, trockene Insel. Indem sich oann alle auf solchen einzelnen Inseln anhäufen, bilden sie so verschiedene, im Meere schwimmende, gegen V2 Meter hohe Berge, die durch alle die sich anklammernden Beinchen und Gebisse fest zusammenhängen und mehrere Centimeter tief ins Wasser gehen. Ist ihnen der vom Lande wehende Wind stark entgegen, so werden diese Heuschrecken immer weiter ins Meer hinausgetrieben und kommen so allmälig um. Doch muß der Wind stark sein; denn können die Thiere ihm nur einigermaßen entgegenarbeiten, so kehren sie wieder um. Die, welche oben auf dem Trockenen der Insel sind, fliegen wieder auf und kommen gegen den Wind ans Land zurück. Die, deren Flügel genäßt sind, suchen sich schwimmend ans Ufer zu arbeiten; und kommen sie dazu, — die Heuschrecken haben, so wenig sie das Wasser lieben, doch ein zähes Leben und ertrinken nicht leicht, — so sitzen sie dann zu Millionen auf dem Sande des Ufers, schlagen mit den Flügeln, trocknen sich schnell und schließen sich dem Zuge der Uebrigen an. Die ertrunkenen werden ebenfalls allmälig ans Ufer getrieben, färben hier den Schaum der Brandung schwarz und bedecken den Rand des Wassers in langen Dämmen wie ausgeworfener Seedünger. Gelingt es nicht, auf die angegebene Weise den im Felde liegenden Schwarm in die Höhe zu bringen, was z. B. bei Regen oder auch nur bei feuchter Luft durchaus unmöglich ist, weil dann die Heuschrecke, matt am Boden liegt und kaum dem sie zertretenden Fuße ausweicht, so bleibt dann nichts anderes übrig, als die bereits bedeckten Aecker preiszugeben und so viele als möglich zu verderben, um wenigstens das Uebel zu mindern. In den Gärten zertritt und zerschlägt man sie auf alle mögliche Weise. Es ist kein Fuß und keine Hand in der ganzen Steppengegend, die nicht schon viele Tausende dieser Unholde gemordet hätte. Auf den Aeckern gebraucht man dazu großartigere Mordinstrumente, insbesondere Walzen und Dorn- schleifen. Die Walzen, wenn es nicht sehr schwere steinerne sind, sind von geringer Wirkung. Die Dornschleifenaber richtet man so ein: Man bindet
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