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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 24

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
24 Bilder aus Europa. — Rußland. an einen 3 Meier langen Baumstamm so viele und große Dornbüsche, als daran sitzen mögen, beschwert dann den langen Schweif mit Steinen und Balken, spannt zwei Pferde vor, und dann gehts über den Acker hin und her. Die Heuschrecken werden dabei nicht nur gedrückt, wie beim Walzen, sondern auch gerollt und geschleift und um so sicherer umgebracht. Natür- lich ist bei diesem Verfahren nicht mehr daran zu denken, oie Frucht zu retten. Allein man sorgt doch für den Nachbar und für's nächste Jahr,, da die Heuschrecken sich dadurch mindern und am Eierlegen gehindert werden.. Die Heuschrecken wissen, daß sich in den Gärten 6er Dörfer vieles findet, was ihnen besonders mundet. Sie erkennen dieselben von weitem und lassen sich daher bei den Dörfern vorzugsweise nieder. Man kann sich denken, in welchen Schrecken und in welche Beängstigung ein solch' armes, von einem Heuschreckenschwarm überfallenes Dorf geräth. Alles wie bei einem Schneeflockengestöber von gierigen kleinen Ungethümen umhüllt und umschwärmt! Himmel und Erde verschwinden! Die Dächer, die Mauern, der Boden sind mit krabbelnden Geschöpfen bedeckt, und die Lust ist uner- meßbar tief damit erfüllt! Alles rauscht, klappert, zischt und schnurrt! Man muß alle Thore und Oefinungen verschließen und verstopfen; denn sie fallen in Massen in die Schornsteine hinein, und schlagen wie Hagel an die Thüren und Fenster. Mehrere Male strömte ein solches Heuschrecken- heer in die Stadt Odessa herein und bedeckte Dächer, Straßen und öffent- liche Plätze. Da fiel es zappelnd und zuckend in die Töpfe der Küchen,, lebendig und zischelnd auf die Kornböden und Hausräume und flatterte in ungethümen Gestalten und schreckhaften Figuren in die eleganten Zimmer der Reichen. Ist nun ein Heuschreckenschwarm so in das Dorf selbst und seine Gärten eingedrungen, so löst sich die ganze Verbindung der Treiber auf, und jeder eilt mit feinen Kindern und Knechten' in seine Wein- und Ge- müsegärten, das Eigene zu retten, jagt und scheucht, soviel er kann, — die Kinder führen diesen kleinen Krieg am besten, — und unterhält kleine Feuer um die Beete, Bäume und Pflanzen herum, die man vorzugsweise gerne schützen möchte. Vieles wird verjagt oder getödtet, das meiste aber hleibt, wüthet und frißt. Es giebt in den südrussischen Steppen hauptsächlich zwei Arten von Wanderheuschrecken, eine kleine, 4 Centimeter lange, und eine große von 5a/2 Centimeter Länge. Die Speisen der Heuschrecken bilden alle grünen Blätter, welche auf der Flur oder in den Gärten wachsen, und ebenso alle grünen, weichen Zweige, die nicht allzu holzig sind, das Gras der Steppe, die Blätter der Bäume, selbst die oberen Enden der weichen Wurzeln. Ihre Freßgier verschont gar nichts, macht die Schilfrohre und Maisstümme zu Stumpfen, und die grünenden Sommerbäume zu Winterbaum-Gerippen. Fallen die Heuschrecken auf Kornfelder, und find diese noch nicht gelb und hart, so fressen sie alles mit Stumpf und Strel, Aehren und Halm rein weg. Die Leute haben in solchen Fällen schnell das Korn umgehauen, um noch etwas zu retten. Aber die Heuschrecken fraßen auch die auf dem Boden liegenden Halme fast unter der Senfe weg, und diese sckwanden so schnell, daß es unmöglich war, auch das Allergeringste heimzubringen. — Wenn die Frucht schon fast reif ist, so thun sie ihr wemg Schaden. Da sie am häufigsten zu Ende des Juli und August kommen, so finden sie auch die meisten Fruchtarten schon reif und eingeerntet. Es stehen dann ge- wöhnlich nur noch Mais, Hirse, Buchweizen und einige andere Früchte. Nach Kohl.
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