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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 34

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
34 Bilder aus Europa. — Skandinavien und Dänemark. 19. Die lange Nacht in Hammerfest. In Hammerfest ist die lange Nacht die Zeit der Ruhe für alles Handels- leben., und man möchte sagen: Am Polarkreise setzt die Natur dadurch dem ruhelosen Menschengeschlechte einen Markstein seiner Thätigkeit. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag erscheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung und dann sitzen sie wohl am Kartentische Tag und Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Komödie und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervorbricht. In Hammerfest wohnt außer den Kaufleuten kein anderer Häildeter Mensch als ein Pastor und ein Arzt. Wie wir es uns aber wohl vorstellen, ist die Zeit der langen Nacht nicht. Die Sonne geht freilich acht Wochen unter den Horizont, und vier Wochen lang, von Mitte December bis Mitte Januar, ist tiefe Finster- niß, so daß beständig Licht gebrannt werden muß. Indeß ist sie doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster eine halbe Stunde oder eine ganze lesen könnte. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel; Nordlichte sind auch liier nicht so selten als mehr südlich. Ist aber trübes Wetter, so herrscht oie finsterste, ununterbrochene Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung leichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht dre Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise um den Himmel, ohne sich jemals vom Horizonte zu entfernen. Der ganze Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist dann, daß die Strahlen etwas bleicher und matter werden, ohne daß sie aufhören, die belebende Wärme zu verlieren. Es ist sehr eigenthümlich, daß, so lange diese tageshelle und sonnenvolle Nacht dauert/ der Wind ganz schweigt und eine, durch nichts gestörte Ruhe in dcr Natur herrscht, als wolle diese dadurch die Zeit des Schlafes an- kündigen. Mit dem Morgen erhebt sich der Wind wieder, und die Wetter werden losgelassen von den Nebelgeistern und abends eingesangen; die Sonne der Nacht scheint aber oft so heiß, daß sie lästig werden kann. Ein Bekannter erzählte mir, daß, als er in Hammerfest sich aus einem Balle besand und gerade um Mitternacht an den Bord des Schiffes zurückfuhr, die Sonne so mächtig war, daß er den Rock auszog. Das Thermometer zeigte 18 Grad. Dieser anhaltende Tag und Sonnenschein macht es wohl allein möglich, daß noch Ernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Reiche Handelsherren bringen ihr ganzes Leben unter diesem fürchterlichen Kluna zu, von denen manche, wenn sie wollten, im schönen Süden leben könnten. Wer hierher kommt, sagte mir einer, thut es natürlich des Gewinnes wegen. Aber wer hier geboren ist, der liebt diese Einöden ebenso sehnsüchtig, wie der Lappe seine Rennthieralgen oder der Grönländer seine Eisbuchten. Th. Mügge. 20. Stockholm. Stockholm liegt am Ausflusse des Mälarsees. Die Stadt breitet sich auf zwei Halbinseln und mehreren größeren und kleineren Inseln aus. Dreizehn Brücken verbinden die einzelnen Gewässer. Berge und Thäler, Felsen, Canäle, Baumgruppen und Terrassen wechseln mannichfach ab, und ein geräumiger Hafen nimmt den Mastenwald von Schiffen aus.
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