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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 46

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
46 Silber aus Europa. — Großbritannien. Unter den verschiedenen bewundernswerthen Dingen, die man in Manchester sehen kann, nehmen ohne Zweifel die Baumwollenfabriken mit ihren Arbetts- und Riaschinenwundern den ersten Rang ein; denn sie sind es, um welche sich hier das Interesse aller Menschen dreht. Man berechnet das Kapital, welches jetzt jährlich durch Baumwolle in England in Umsatz gesetzt wird, über 400 Millionen Mark. Durch die Erfindungen, die in Bezug aus die Baumwolle gemacht sind, erscheint der Mensch nun wie mit tausend Händen gewappnet Viele jetzt errichtete Spinnräder haben 1100 Spindeln. Durch den Riesengeist der englischen Erfindungen, der in der Baumwolle thätig war, sind neue Länder in europäische Interessen ge- wissermaßen hineingesponnen, die wir früher mit gar keiner Waare ge- winnen konnten. China und Ostindien, diese kunst- und waarenreichen Länder, in denen Bauniwollenzeuae die gewöhnliche Kleidung sind, und die uns sonst vorzugsweise baumwollene Waaren sandten, haben wir, die ur- alte Waarenströmung aus ihrer Richtung werfend und sie umkehrend, mit ihren eigenen Waffen angegriffen. Man hat berechnet, daß in England nicht weniger als 1,200,000 Per- sonen blos mit der Anfertigung von Baumwollenwaaren beschäftigt sind. Jetzt denke man an die Hunderttausende, welche mit der Verhandlung, der Transportirung und Verschiffung dieser Stoffe sich beschäftigen; man denke an solche mit der Entwickelung der Baumwollenfabrikation schwindelnd emporgestiegenen Städte, wie Liverpool; man denke an die Meere, die von mit Baumwolle beladenen Schiffen wimmeln, an die Millionen, die in Nordamerika als freie Pflanzer oder Neger, in Aegypten als Sklaven des Pascha, in Brasilien als Sklaven der Plantagenbesitzer an der Erzeugung der Baumwolle arbeiten und dadurch ihr Leben fristen; man denke ferner an alle Nationen des Erdballs, die sammt und sonders jetzt zwei-, drei-, zehnmal mehr Baumwollenstoffe tragen als früher und deren Sitten und Gewohnheiten dadurch zum Theil wesentlich verändert worden sind, und man erstaune über die Resultate, welche diese merkwürdige menschliche Thätigkeit, deren Mittelpunkt Manchester ist, herbeigeführt hat. Bis auf die neuesten Tage herab ist die Verbesserung der Spinn- und Webemaschinen noch immer fortgegangen. Eine der letzten ist ein Spindelwagen, der sich von selbst, d. h. durch die Maschinerie getrieben ein- und auszieht. Bisher mußte dies Ein- und Ausziehen durch Menschen- hände geschehen, und jetzt haben diese nun weiter gar nichts mehr beim ganzen Spinnen zu thun, als das Einschütten und Vertheilen der rohen Baumwolle und das Anknüpfen der zerrissenen Fäden. Sämmtliche andere Verrichtungen, das Reinigen der Baumwolle, das Kämmen, das Spinnen, das Zwirnen, das Aufrollen, das Abhaspeln u. s. w., werden sammt und sonders von der Maschine übernommen. Es wäre vielleicht möglich, daß man in Zukunft auch das Magazin für rohe Baumwolle und das zur Auf- bewahrung der fertigen Baumwollenwaaren so mit der Fabrik m Ber- bindung setzte, daß die letztere die rohe Baumwolle auf der einen Sette von selbst, ohne Zuthun der Menschen, empfinge und auf der andern dre fertige Baumwolle auch von selbst wieder packetweise in das Magazin niederlegte. Vollkommen undenkbar aber scheint es, daß man je eine Aca- schine so empfindlich machen könnte, daß das Reißen eines der kleinen Baumwollenfäden einen Einfluß auf sie übte, und daß eine Vorrichtung dabei getroffen werden könnte, die diese kleinen Unregelmäßigkeiten wieder auszugleichen vermöchte. Das Anknüpfen der besagten Fäden scheint also das einzige Geschäft zu fein, das immerfort in den Händen der Menschen bleiben wird.
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