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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 48

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
48 Bilder aus Europa. — Großbritannien. Anblick des Elementes hier, so allgewaltig seine Macht, daß unser Dasein auf diesem Felsen mir wie ein unerlaubtes Eindringen in ein fremdes Reich erschien. Je mehr wir uns der Fingalshöhle näherten, um so tiefer mußten wir hinabsteigen. Die aufbrausenden Wogen hatten oft eben erst den Stein verlassen, den unser Fuß betrat. Plötzlich, als wir um einen Vorsprung biegend das Auge hoben, that sich vor uns die Riesenhalle der Fingalshöhle auf. Eine wunderbare Wölbung, weit, hoch, kühn, gebildet durch das Ineinandergreifen der einzelnen Basaltmassen, und so mächtig in ihrer Großheit, weil keine Pfeiler, kein tragender Basalt sie in der Mitte stützen. In die gewaltige Halle braust das Meer hinein, silberner Schaum der Wellen spült auf den schwarzen Stufen und spritzt hoch empor, während das schwere Rollen der Wogen leise und dumpf im Hinter- gründe der Höhle verhallt. Das Portal des Wunderbaues erglänzte in hellem Sonnenlichte, innen zogen bläuliche Nebel umher, die um so dunkler schienen, je lichter außen der Tag war. Möwenschaaren flogen aufgeschreckt, scheu flatternd an uns vorüber, als die Männer bis zum Ende der Höhle gedrungen waren, wo zwei Prediger ein geistliches Lied anhoben, in dessen langgetragene Töne alle Anwesenden mit lauter Stimme emsielen. Dann aber als sie es geendet, begann jemand das Rule Britannia, und mit er- schütternder Kraft klangen von den Lippen der Engländer hier mitten im Meere das Loblied ihres Gottes und der Preis ihres Vaterlandes im Jubelschalle durch die Luft. Alles ist in der Fingalshöhle majestätischer Ernst, großartiges Natur- walten. Selbst die Naturlaute sind streng und düster, wie Form und Farbe des Basalts. Die silberweißen Möwen, die farbigen Eriken, Vögel und Blumen hatten etwas Unwahrscheinliches in dieser Umgebung. Der helle Tag und das Sonnenlicht erschiene nur wie ein geborgter Schmuck; um die Fingalshöhle in ihrer höchsten Majestät zu sehen, müßte man sie, dieses zufälligen Schmuckes entklerdet, in den Nebeln des Herbstes und Winters kennen lernen. Aber auch so war der Eindruck ein überwältigender und schweigend in uns versunken, kehrten wir nach dem Schiffe zurück. F. Lewald. 28. Die Bewohner des schottischen Hochlandes. Ein Gefühl von Ruhe und Frieden bemächtigte sich unser in der stillen Abgeschiedenheit des schottischen Hochlandes, wo klare, lebendige Wasser durch fruchtbare, angebaute Thäler rieseln und brausen, von hohen Bergen umfriedet. Diese starrten uns nicht rauh und nackt entgegen. Schöne Waldungen bekleiden sie fast bis zum höchsten Gipfel hinauf und winken freundlich dem Wanderer in ihre erquickende Schatten. Der Anblick der armseligen Hütten, die wir einzeln in den Thälern, am Fuße der Felsen oder in der Nähe des Stromes zerstreut liegen sahen, würde uns schmerz- haft berührt haben, wenn die Bewohner mit ihrem kläglichen Loose weniger zuftieden schienen. Wir sahen große Armuth, aber nicht eigentliches Elend. Jede Hütte hatte ihr kleines Kornfeld, das die Einwohner nährt, und einige Ziegen und Schafe, von einer besondern, sehr kleinen Art, welche ihnen Milch, Käse und die nothwendige Kleidung gewähren. Diese Häuser in den schottischen Hochlanden sind wohl die schlechtesten menschlichen Wohnungen im gebildeten Europa, so eng, daß man nicht be- greift, wie eine Familie darin Platz findet, aus rohen Steinen, oft ohne allen Mörtel, nur zusammengetragen. Die Fugen sind mit Moos und Lehmerde verstopft, Thüren aus Brettern schlecht zusammengeschlagen, ohne Schloß und Riegel, Fenster so klein, daß man sie kaum bemerkt, oft sogar
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