1878 -
Danzig
: Verlag und Druck von A. W. Kafemann
- Hrsg.: Krueger, Karl A., ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Natur Spaniens.
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Schaluppen vollauf zu thun, bei Nacht und Nebel die Continentalsperre
brechend, kostbare Fracht nach dem Festlande zu bringen. ...
Ganz anders sieht es jetzt auf der Insel aus. Im Winter ist es
wohl einsam dort, und die Helgoländer nähren sich dann allein vom Ertrage
ihres Fischfanges und vom Lootsendienst. Kommt aber der Sommer heran,
so malen sie die Stuben ihrer Häuser fein mit Oelsarbe, stecken frische Vor-
hänge auf; denn gegen Mitte Juni langen aus ganz Deutschland die Bade-
gäste an, und bis zum September herrscht das glücklichste Leben auf der
alten sagenreichen Klippe, die ihre hohe rothe Wand im Meere widerspiegelt.
. . . . Helgoland ist wohl eine merkwürdige Insel, und wer sie einmal
gesehen hat, vergißt sie nimmermehr. Nach Joh. Ziegler (Dtsch. Ztg.)
Sie pyrrnirifche Halbinsel.
30. Die Natur Spaniens.
Aus der pyrenäischen Halbinsel ist die afrikanisch-arabische Bildung
und das afrikanische Leben dem oberflächlichen Anscheine nach wieder in
die Heimat, aus der es hervorbrach, zurückgedrängt worden; im Grunde
aber lebt es fort und fort und ist in Saft und Blut des Volkslebens über-
gegangen, und was die Natur anbelangt, so gehört der südliche Theil der
pyrenäischen Halbinsel viel entschiedener Afrika als Europa an. Schon die
Kette der Pyrenäen bildet mit ihrem unverhültnißmäßig hohen Kamm und
ihren schwierigen Pässen, eine viel bezeichnendere Scheidegrenze für Natur
und Völkerleben, als die leicht zu durchschneidende Meerenge von Gibraltar.
Die an den südlichen Abhang der Pyrenäenkette'sich anlehnenden
nördlichen und nordwestlichen Provinzen Spaniens schließen sich der europäi-
schen "Natur noch ziemlich eng an mit ihren Fichten- und Föhrenwäldern,
ihren freundlichen grünen Bergthälern und fruchtbaren Felsenschluchten mit
großartigen Wasserfällen und schönen Bergseen; im Mittelgebirge reiche
Roggenfelder, frischsastiae Wiesen, wasserreiche Bäche und Flüsse.
Schon die mittlere Zone mit Neu - Castilien und den umher-
gelagerten Landschaften gehört nicht mehr Europa an und weist ein Mittel-
glied auf zwischen der Natur der beiden Welttheile, das auf den Fremdling
aus dem Norden einen höchst trübseligen Eindruck macht. Nichts als ein-
förmige Hochebenen, von nackten Hügelreihen durchzogen, bieten sich hier
dem Auge dar, Kastanien und immergrüne Eichen auf der einen, fast aus-
schließlich vorwaltend Gräser auf der andern Seite. Nur die Monate
September und Oktober sind hier erträglich.
Die südliche Zone ist genugsam als afrikanisch bezeichnet durch die
schroffsten Gegensätze von heißester Glut und üppigstem Pflanzenreichthum
gegen nordische Kälte und gänzliches Absterben allen Pflanzenlebens. Hier
haben wir zugleich die Gegensätze des Hochgebirges auf der einen und der
Nrederung auf der andern Seite.
Als Hochgebirge ist der leibhaftige Vertreter dieser Zone die eigent-
liche sogenannte „Schneekette", die Sierra Nevada. Aus der mit ihren
südlichen Vorhöhen fast bt§ an das Gestade des Mittelmeeres reichenden
Kette der Sierra Nevada steigen aus einem von Glimmerschiefer gebildeten
Kamm sechs Kuppen bis über 3000 Meter empor, mit dem Mula Hasen,
als dem höchsten Gipfel und der höchsten Bergspitze in Europa überhaupt,
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