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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 59

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Die Stiergefechte in Spanien. 59 rannt hat und keinen Ausgang findet, stampft er mit den Füßen. Sich selbst anfeuernd schlägt er feine Seiten mit dem Schweife, und bald, er- bittert durch das Zischen und Geschrei der ungeduldigen Menge, stürzt er auf den nächsten Picador, der ihn mit feiner Lanze empfängt, deren Spitze genau auf das Schulterblatt gerichtet fein muß. Die kurze Spitze macht nur eine kleine Wunde. Der Stier rennt nun wüthend auf den zweiten Berittenen und greift nach diesem mit gleicher Heftigkeit seinen dritten und vierten Feind an. Wenn die Picadores nicht sehr gewandt und stark sind, oder die Lanze Zerbricht, so wird das Pferd umgerannt, mit den Hörnern durchbohrt und feine Gedärme dringen aus weiten Wunden hervor. Der Picador selbst würde nun auch durchbohrt werden, wenn die Chulos nicht seinen furchtbaren Feind umschwärmten und feine Wuth ablenkten. Der Stier verläßt nun den Besiegten, um auf die leichtern Feinde loszustürzen, welche ihn fliehend in einen andern Theil des Cirkus locken, von wo aus der Stier nicht säumt, sich von neuem auf die noch kampffertigen Picadores zu werfen. Man hat Stiere gesehen, welche 9 bis 12 Pferde tödteten, deren ganz mit Blut bedeckte Köpfe nun Kränze zierten, welche ihnen die allgemeine Bewunderung zuerkannte. Nachdem der Stier so viele Pferde aetödtet hat, daß daran Mangel für den übrigen Theil des Tages zu be- fürchten ist, ziehen sich die Picadores zurück. Jetzt ergreift ein verwegener Chulos ein kleines Stäbchen, woran meist ein Feuerrad befestigt ist, und stößt es mit den daran befindlichen Stahlfpitzen dem Thier in den Nacken. Von Eisen und Feuer zugleich gepeinigt brüllt und schnaubt es, rennt und steht still, macht Sprünge, geht rückwärts, stürzt vorwärts, schäumt und bereitet sich mit flammenden Augen auf einen verzweifelten Widerstand. Da verkünden die Trompeten den Augenblick, der feiner Qual ein Ende machen soll. Von mehreren Chulos unterstützt, setzt sich der Matador mit fliegender Muleta und entblößtem Degen gravitätisch gegen das Thier in Marsch, und beide Kämpfer messen sich mit den Augen. Der Mann, kalt- blütig aus seiner Hut, bewegt die Fahne, die bald die ganze Aufmerksam- keit feines Gegners erregt. Der Stier beobachtet die geringsten Bewe- gungen der Muleta, und indem er sichern Stoßes auf den Feind zu stürzen glaubt, wirft er sich nur aus die wehende Fahne, der behende Matador weicht aus und stößt dem Stier im Augenblicke, wo er unter feinem linken Arm weggeht, mit der rechten Hand den Degen durch die Brust. Der Stier ftür§t zusammen, und gelingt es dem Sieger, den Degen im Augenblick wieder aus der Wunde zu ziehen und die Gesellschaft aus der Stelle mit blutiger Waffe zu grüßen, so ertönt von allen Seiten der lauteste Beifallruf; die Damen werfen ihm Blumen, Zuckerwerk oder Confect zu und reiche Leute oft einen Regen von Piastern und Goldstücken. Wenn dem Matador der Stoß aber mißlingt, so treten Hohngefchrei und Be- schimpfung an die Stelle des Beifalls, und tödtet der Stier feinen Gegner, so schreit die Menge bravo und klatscht wie wahnsinnig. Jedoch es tritt wieder ein neuer Matador hervor, und der Stier muß doch am Ende sterben. Jeder Stier ist auf seinem Rücken mit einer Bandschleife ver- fehep, welche die Farbe feiner Race bezeichnet. Nach errungenem Siege knüpft sie der Matador ab und überreicht sie einer Dame der Versammlung, welche nicht verfehlt, auf eine solche zarte Aufmerksamkeit mit einem reichen Geschenke zu antworten. Die berühmtesten Matadores find beinahe alle nach einer längern oder kürzern Ausübung ihres gefährlichen Handwerks auf dem Kampfplatze umgekommen. Wenn ein Stier getödtet ist, so fährt cm mck rerch geschmückten Maulthieren bespannter Wagen herein, während dre Trompeten me Anrunfr eines andern Opfers verkünden, und es wird der Stier mit sammt den gefallenen Pferden weggeschafft. Bumüller und Schuster.
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