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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 82

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
62 Bilder aus Europa. — Die olympische Halbinsel. Kunstwerkes der Griechen, ja des vollendetsten Kunstwerkes des Alterthums zu ahnen vermögen. Welches Hochgefühl mußte einst einen Athener erfüllen, wenn fein Auge von der Höhe der Akropolis in die Ferne schaute! Vor den Bergen Attikas im Hintergründe dehnt sich die freundliche Ebene aus mit dem heiligen Olivenwalde; unter seinen Schatten wogt der Cephifsus, und bis zur Burg heran erheben sich Athens Gebäude. Gegen Mittag er- scheint das Meer nnt den Häfen Athens, mit den Inseln Aegina und Sa- lamis; den Horizont begrenzen die Gebirge des Peloponnes — das alles, umflossen von dem ätherischen Blau des griechischen Himmels, belebt durch die Erinnerung an die Thaten der Vorzeit! Die Bewunderung, welche uns auf den Trümmern erfüllt, läßt das Staunen verstehen, dsts nach den Schriften der Alten einst die Akropolis erweckte. Am Fuße der Burg liegt ein kleiner dorischer Tempel von pente- lischem Marmor, gewöhnlich der des Theseus genannt, der sich durch seine treffliche Erhaltung auszeichnet.- In den Bildwerken enthält er Dar- stellungen der Thaten des Hercules und der Kämpfe des Theseus. Jetzt dient er als Museum der besten in Griechenland aufgefundenen Kunstwerke des Alterthums. Auf einem Hügel in entgegengesetzter südwestlicher Rich- tung von der Akropolis befindet sich die Pnyx, wo unter freiem Himmel die Volksversammlungen Athens gehalten wurden. Hier, Athen vor Augen, brennende Vaterlandsliebe im Herzen, redete ein Demosthenes, dessen kräf- tiges Wort Griechenland erschütterte. Nördlich von der Pnyx, westlich von der Akropolis und von dieser durch ein Thal getrennt, ist auf einem nie- drigen Hügel die Stätte, die wir in Athen zuerst aufsuchen. Es ist der Areopag, wo ebenfalls unter freiem Himmel der oberste Gerichtshof der Athener seine Sitzungen hielt. Noch bemerkt man die Stufen, welche aus dem Thale, das zwischen dem Areopag und der Pnyx liegt, die Hügel hinaufführten; auf der Höhe sind die Sitze der Richter in den Felsen gehauen; zwei abgesonderte Blöcke mögen die Sitze des Klägers und des Verklagten bezeichnen. Auf diesen Areopag ward der Apostel Paulus ge- führt. Vor dem versammelten Volk der Athener, vor seinen Weisen und allen, die dort nur darauf gerichtet waren, etwas neues zu hören, verkündete er freudia und eindringlich den „unbekannten Gott" als Schöpfer, Regierer und Richter der Welt. An einem freundlichen Morgen wandten wir uns in weiterer Ferne von der Stadt, nach dem Haine des Cephifsus. Belebt durch das er- quickliche Rauschen des Baches birgt er Gärten, in denen die herrlichsten Oliven-, Granaten-, Feigen- und Myrtenbäume prangen; Laubgänge durch- schneiden sie, von Weinreben gebildet; Luft und Pflanzenwuchs find frischer als in der Dürre Athens; es ist, als ob von hier Lebensodem nach der Stadt hinströme. Und grade hier wird ein Garten als die Akademie des Plato bezeichnet, in der er, mit seinen Schülern einherwandelnd, den Blick von der großen Stadt, die sich vor ihm ausbreitete, deren geräuschvolles, unruhiges Treiben ihm aber fern blieb, zu den Höhen des Himmels erhob. An einem anderen Tage besuchten wir den Pentelikon. Ein freund- licher Weg, umduftet von Lorbeer- und Myrtenstrüuchern, zieht sich all- mälig hinauf bis zu dem am Fuße des Berges liegenden griechischen Kloster. Die große äußere Armut der Mönche schien noch gering gegen ihren traurigen geistigen Zustand. Von dem Kloster auf stiegen wir zu Fuß hinan? Hier und da zeigte sich der blendend weiße Marmor der älteren und neueren Steinbrüche; eine schöne Grotte, einst zur Kirche benutzt, gönnte uns eine Rast im Schutze vor Sonne und Wind. Endlich erreichten wir die Spitze des Pentelikon, etwa 1094 Meter hoch. Eine entzückende Aus- sicht! Zu unseren Füßen die herrliche Ebene Athens; hinter ihr das Meer
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