1878 -
Danzig
: Verlag und Druck von A. W. Kafemann
- Hrsg.: Krueger, Karl A., ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Weltstellung Frankreichs.
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mit der Fülle seiner Inseln, die bis Tinos aus den Fluten hervortauchen.
Nach der anderen Seite hin zunächst das Schlachtfeld von Marathon;
nahe dem Strande des Meeres der Grabhügel der Griechen, die dort fielen.
Dann die malerischen Berge Euböas und das liebliche Eiland, bald in
Meerbusen sich zurückziehend, bald in felsige Vorgebirge auslaufend.
F. A. Strauß.
Frankreich.
49. Die Weltstellung Frankreichs.
Frankreich liegt so zwischen den romanischen und germanischen Ländern,
daß es nach allen Richtungen die nächsten Zugänge zu Lande und zu
Wasser hat. Vor Spanien hat es die Binnenlage, vor Italien die Ab-
runoung, vor Großbritannien den Zusammenhang mit dem Continent, vor
Deutschland die festere Begrenzung, vor allen die unmittelbare Berührung
mit allen voraus. Der politische Ausdruck dieser Mittellage Frankreichs ist
sein Uebergewicht unter den romanischen Nationen. Frankreich bildet zwar
keine so vollkommen und glücklich gestaltete Halbinsel als Spanien, aber
doch eine Halbinsel im eigentlichen Sinne des Wortes, indem wenigstens
seine Hälfte vom Meere umspült ist. Wenn man aber die Hochgebirge
mitrechnet, welche meistens nur Naturgrenzen werden, indem sie gewöhnlich
auch Sprachscherdungen der Völker ausmachen, so ist Frankreich eine sehr
vollkommene Halbinsel. Denn vom genfer See bis Nizza, welche Jnselung
oder Scheidung von Italien gegen Osten durch die höchsten Alpen! und
wieder von Pervignan bis Bayonne durch die Pyrenäen von Spanien im
Süden! Nur oer Norden bleibt zugänglicher und bildet keine so hohe
Grenzscheide; dort der Jura, die Vogesen, die Ardennen mit mäßigen Er-
hebungen, an der Somme fortlaufend nur geringere Hebungen und Hügel,
endlich in einem kurzen Strich dem Meere näher nur Ebene und Sümpfe.
Frankreich hat vor der griechischen und italienischen Halbinsel die oceanische
Seite, vor Spanien die Tiefländer voraus.
Dieses große Land zerfällt, seiner natürlichen Beschaffenheit nach, in
zwei Theile. Das Land nördlich der Loire und der Berge von Auvergne gehört
schon dem Norden, schon sehr dem Klima von einem Theile Deutschlands
und Englands an; das Land südlich der Loire bis an das Mittelmeer und
die Pyrenäen spielt etwas zum Süoen hin, und doch ist es noch nicht ganz
Südland, wie der größte Theil Italiens und Spaniens. Frankreich macht
also gleichsam einen Uebergang zwischen dem Norden und Süden Europas.
Frankreich hat auch zwei verschiedene Seelen in sich, eine nördliche und eine
südliche Seele, die das unruhige, wankelmüthige, wechselvolle, wunderliche
französische Leben und Wesen bilden, welches wie ein siedender Topf nach
unserer deutschen Seite hin, wo der Rand am niedrigsten ist, immer über-
schäumen und uns übersprühen und versengen möchte.
Dieses im ganzen fruchtbare und schöne Land mit zwei großen Meeren,
de matlantischen und dem mittelländischen, und den vortrefflichen Häfen an
seinen Küsten hat freilich nicht die vielgestaltige Mannichfaltigkeit Spaniens
und Italiens, ja, nicht einmal die Äannichfaltigkeit Deutschlands. In
Frankreich halten sich Hochland, Terrassen und Tiefland so ziemlich das
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