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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 130

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
130 Bilder aus Europa. — Oesterreich. bänden für die Beamten und Diener, hier und da auch für die Besitzer- selbst; freilich müssen diese vereinzelten Gebäude bei der ungeheuern Aus- dehnung des Terrains, so zusagen, verschwinden, und der leere unbewohnte Theil der Besitzung ist der bei weitem überwiegende. Wenn der Reisende auch mehrere Stunden fahren muß, bis er von einem Dorfe zum andern gelangt, so erblickt er doch, so weit das Auge reicht, zahlreiche Gebäude, die ihm mit ihren weißgetünchten Mauern freundlich entgegenschimmern und der Ausdehnung nach aus der Ferne mit- unter wie kleine Dörfer erscheinen. Von Stelle zu Stelle bietet ihm ein Feldbrunnen, der freilich so kunstlos als nur möglich angefertigt ist, einen kühlenden Trunk; die Häuser im Hintergründe dieser Feldbrunnen, rechts und links die zahlreichen Heerden, die beim eintönigen Schalle der Leit- glocke grasen, die Hirtengruppen, die sich, um's Feuer gelagert, ihren Speck rösten, — alles das bietet den Tag über ein Gesammtbild, das durchaus nichts von dem Charakter einer Einöde oder Wildniß an sich trägt. Erst wenn die letzten Töne des Vesperläutens, die vereinzelt aus dem fernen Dorfe herüberschwingen, verklungen, wenn Hirt und Heerde heimgegangen sind, wenn die allmalig niedersinkende Dämmerung die weißen Mauern oer Meierhöfe den Blicken entzieht: dann wird's so recht stille aus der unab- sehbaren Pußta, und von Zeit zu Zeit trägt ein Windstoß die Klänge der schwermüthigen Volksweise herüber, welche drüben vor dem Thore des Meierhofes ein Hirt seiner kleinen kunstlosen Pfeife entlockt. Ein reicher Schatz echter Poesie liegt in den Volksliedern dieser Gegend begraben. Vaterland und Liebe, das sind die zwei Angelpunkte, um welche sich das ungarische Volkslied dreht, und wenn auch der Hirt von der Pußta in der Bildung eine sehr tiefe Stufe einnimmt, so durchglüht doch ein gewisses patriotisches Gefühl seine Brust und drückt dem rohen, rauhen Wesen einen unbeschreiblichen Adel auf. Es ist ein ganz eigenes Volk, unter sich in viele Kasten getheilt, je nach der Gattung des Viehes, das sie zu hüten haben. Der Kanasz (Schweinehirt) nimmt so ziemlich die unterste Stufe ein; dann kommt der Csordüs oder Gulyäs (Heerdenhirt), dessen Obsorge die Hornviehheerden anvertraut werden; an ihn reiht sich die Schaar oer Juhasze (Schaf- hirten) und den Schlußstein bildet der eigentliche, echte Sohn der Pußta, der kühne Rossebändiger und noch kühnere Rossedieb, der Czikos. Aus Ehrlichkeit halten die guten Leute eben nicht viel; aber „es ist Methode" in ihrem Diebstahl; sie stehlen meist jene Gattung Vieh, mit deren Be- wachung sie sich beschäftigen und unterhalten dann dieses „eigene" Vieh in der Regel mit dem Futter ihrer Herren. Die Versammlungs- und Ver- gnügungsorte dieser Hirten sind die einzeln stehenden Schenken — Esärda — wo sie oft Nächte hindurch tanzen, singen und zechen und des Morgens ihre Zeche — aufschreiben lassen. Es sind merkwürdige Köpfe, mit scharf markirten Zügen, sonnverbranntem Antlitz, schwarzen, funkelnden Augen und fetttriefendem Haare. Ihre Kleidung besteht aus weiten, grobleinenen Beinkleidern und einem kurzen Hemde von gleichem Stoffe mit weiten Aermeln; da sie diese beiden wesentlichen Bestandtheile ihrer Kleidung so lange tragen, bis sie ihnen buchstäblich vom Leibe fallen, so schmieren sie dieselben tüchtig mit Speck, um das Ungeziefer fern zu halten. Ihre Kopfbedeckung ist ein runder, breitkrämpiger Hut, und den Schlußstein dieser Garderobe bildet die Bunda, ein zottiger Schafpelz, den sie, je nach der Jahreszeit, bald mit der glatten, bald mit der rauhen Seite nach außen kehren, weshalb auch die Bunda, wie das ungarische Sprichwort sagt — „im Winter wärmt, im Sommer kühlt". Der Czikos trägt ge- wöhnlich auch noch ein Stück schwarzen Flor um den Hals geknüpft und.
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