Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 173

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Der Bodensee. — Der Rheinfall. 173 wenn das Becken des Bodensees leer wäre, der Rhein über 2 Jahre brauchen würde, um es wieder zu füllen. Auf dieser gewaltigen Wasserfläche giebt es denn auch Stürme, welche denen auf dem Meer gleichen und wober sich haushohe Wellen erheben. Da diese oft plötzlich hervorbrechen, so güt die Schiffahrt auf dem See für gefährlich. Doch seit die Dampfschiffe ein- geführt sind, haben Reisende sich nicht mehr zu fürchten; jene Schiffe wider- stehen dem heftigsten Stunn. Die Fischer aber, welche in leichten Kähnen das Gewässer befahren, erkennen meistens an vorausgehenden Zeichen die Gefahr und flüchten in einen Hafen. Fische halten sich zahlreich und gern in dem klaren Gewässer auf, welches noch den Vortheil gewährt, daß es fast niemals zufriert. Außer vielen andern Arten, zum Theil von beträcht- licher Größe, fängt man jährlich eine ungeheure Menge sogenannter Blau- fellchen, welche für eine Leckerei gelten. Natürlich ziehen sich nach einer solchen Nahrungsquelle auch viele fischfressende Vögel, Reiher, Strandläufer, fogar Möven und Taucher. Die Ufer des Sees sind sanft aufsteigend und herrlich mit Feldfrüchten, Obst und Wein angebaut. Die höheren Berge in der Schweiz erblickt man nur in der Ferne. Besonders lreblich nehmen sich aber die zwei kleinen Inseln aus, welche in den Erweiterungen des Sees gegen den Ausfluß des Rheins hin liefen, dort wo die alte Stadt Constanz hervorragt. Wie schön es an dem See sein muß, sieht man auch daran, oaß fünf verschiedene Staaten sich ein Stück seines Ufers angeeignet haben: im Süden die Schweiz, westlich Baden, nördlich Württemberg und Baiern, östlich Oesterreich, welches mit seinem tyroler Lande daran stößt. Curlmann. 97. Der Rheinfall. Ein Spaziergang von einer halben Stunde führt den Wanderer von Schaffhausen auf der rechten Seite des Flusses dem alten Bergschlosse Laufen gegenüber zu jenem Becken hin, in welches sich der auf 90 Meter eingeengte Strom über eine Felsenmauer von 25 Meter Höhe, durch zwei mitten aus den Strudeln hervorragende Klippen ungleich in drei Theile zerspalten, siedend und dampfend hinabstürzt. In unserm Erdtheil ist nichts, was einen höheren Begriff von der Kraft der Natur und der Allmacht ihres Schöpfers geben könnte, als der Anblick dieses ungeheuern Gewölbes von Schaumwogen, dieser donnernden Flutmasse, welche kochend, zischend, Wolken von Schaum dem Himmel zu- spritzend, in den Abgrund dahinrollt. Der Mensch steht klein, im Gefühl feiner Ohnmacht davor. Keiner kann, ohne im Innersten erschüttert zu werden, den tobenden Aufruhr der losgebundenen Kräfte betrachten. Selbst der schlaffste Geist wird des Wassergetümmels nicht satt werden; hundertmal kann man's sehen, und eben so viel Mal wird der erste Eindruck neu und ungeschwächt wiederkehren. Dem Schauenden ist's, als ob er in Gottes heiliger Werkstatt sich befände; er fühlt sich selbst nicht mehr; seine ganze Seele ist nur Auge und Ohr. Den majestätischen Strom, aufgelöst zu tausend Quellen, die Quellen zu Milliarden Wasserstäubchen, sieht er aus dem Abgrund in Dampf und Rauch sich aufträufeln und sich drehen, wie ein Wirbelwind das dürre Laub; der feste Boden unter seinen Füßen zittert, und die das Getümmel der Gewässer umschauenden Felsen schütteln rhre schwarzen Häupter, gleichsam als entsetzten sie sich der Wuth des er- zürnten Elements. Das Erdbeben, das Donnerbraufen des Wassersturmes über ihm, um ihn und unter ihm durchfährt seine Seele wie der Cherubim und: Heilig! heilig! heilig! brüllt's und bebt's ihm durch Mark und Gebein.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer