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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 183

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Eine Nacht auf den Halligen. 183 wenn ich noch am Leben sei. Mit diesen tröstenden aufheiternden Worten verließ er mich. „ . f . Der Besitzer bet Hallig, die ich mir auserwahlte, oder vielmehr der Hütte, welche auf ihr errichtet war, hieß Andreas Schmit und bewohnte die Hallig mit seiner Frau und seinen Kindern, zwei Buben von 8 und 9 Jahren, nebst einigen Schafen. Ich wurde mit jener Herzlichkeit aufgenommen, dre mehr oder wemaer alle Bewohner in der Nähe der nördlichen Meere ziert, und diese Herrlichkeit wurde nicht geringer, als der reiche Speisevorrath sichtbar wurde, den ich mitgebracht. Ich packte ihn auch sofort aus, lud Eltern, sowie Kinder ein, tüchtig zuzugreifen, auch den Wein nicht zu verachten, und hatte das Vergnügen, meine Einladung sehr freundlich angenommen zu sehen. Auch Schmit theilte die Meinung des Bootsmannes, betreffs des wahr- scheinlich garstigen, stürmischen Wetters, das wir bekommen würden; ob er -es aber so böse vermuthete, als es sich dann wirklich einstellte, möchte ich trotz aller Vertrautheit mit der Gefahr nach der von ihm bewiesenen Ruhe wohl kaum glauben. Während meine Wirthsleute, von mir bewirthet, herzhaft aßen und tranken, wanderte ich aus der kleinen Insel umher. Auch für mich, der ich nicht zu den Wetterpropheten zähle, singen die schwarzen und rothbraunen Wolken an, einen gefahrdrohenden Charakter anzunehmen, und ich begann Schlimmes zu ahnen. Hin und wieder fuhr ein Windstoß über das Meer daher, um dann plötzlich der vollkommensten Ruhe zu weichen. Das dauerte so fort, bis mit dem gewöhnlichen Andrängen der Flut, welche unsere Hallig natürlich unter Wasser setzte, sodaß die Hütte, in welche ich mich wieder zurückgezogen hatte, aus den sie umbrausenden Wogen gleichsam hervorgewachsen schien, sich gleichzeitig ein furchtbarer Orkan erhob, der diese Wogen peitschte und ihren gelblichweißen Schaum bis an die Mauern und Fenster der Hütte hinauswarf. Das Schlagen an die Wersten und das Mauerwerk verursachte ein Krachen, ähnlich dem Lärm ununterbrochen abgefeuerter Kartätschen- ladungen gegen eine Holzwand. Das Brüllen des Sturmes, das fürchterliche Geprassel an den Wänden der Hütte machte mir das Blut etwas schneller circuliren und ich gestehe es ehrlich, mir wurde sehr unheimlich zu Muthe, doppelt unheimlich, als ich die Vorbereitungen der Hausbewohner, welche auf solche Ereignisse immer gefaßt sein müssen, sah. Zuerst wurden die Schafe auf den Boden transportirt, dann ich ein- geladen, selbst nachzufolgen, da im Falle der Sturm zunehmen und die Werfte nicht Stand halten würde, der Boden noch der sicherste Punkt sei, so lange das Haus selbst bestehe. Wir lauschten alle mit Aengstlichkeit, man hätte wohl das Klopfen unserer Herzen hören können, wenn durch das Sturmgebrüll nicht alles wäre übertönt worden. Mehrere Stunden schon hielt der Orean mit unge- schwächter Wuth an; tiefe Finsterniß deckte bereits die Landschaft, und jeden Augenblick erwarteten wir zuerst das Zusammenbrechen der Werfte, dann aber der Hütte selbst. Vater, Mutter und Kinder hatten sich ganz nahe zusammengedrängt, um den drohenden Tod wenigstens gemeinsam zu erleiden. Ich blieb mir allein überlassen, hätte zum Todesgefährten mir höchstens eines der Schafe wählen können, die ihre Köpfe ängstlich zusammensteckten und mit Schafs- geduld warteten, was da kommen werde.
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