1878 -
Danzig
: Verlag und Druck von A. W. Kafemann
- Hrsg.: Krueger, Karl A., ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Hamburg.
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platz ist ein einziger großer Dunghaufen mit wenigen trockenen Stellen, auf
welchen Hacken, Eggen oder Wagen herumstehen und ein großer Haufen
von Buschholz zum Brennen aufgestapelt ist.
Neben dem Hofplatz und durch das Haus von demselben geschieden,
erstreckt sich der mehrere Morgen große Garten. Einige Obstbäume geben
fast allein demselben ein gartenähnliches Ansehen, sonst gleicht er mit seinen
Kartoffeln, Bohnen, Kohl und den vielen grünen Grasplätzen, zum Weiden
des jungen Viehes, vollkommen allem übrigen Acker. Nur unmittelbar
unter den Fenstern des Hauses ist das Walten einer pflegenden Hand
sichtbar. Ein leicht aus Weiden geflochtener Zaun umgiebt hier einen kleinen
Blumengarten. Sind es auch nur einige ganz gewöhnliche Blumen, Topfnelken,
Goldlack, Levkoien, etwas Reseda und Salbeikraut, so ist der Anblick doch
erfreulich. An Sonn- und Festtagen, beim Besuch der Kirche oder beim
Anmähen des Weizens oder ähnlichen festlichen Gelegenheiten werden
Sträuße aus dem Garten zum Schmuck am Busen getragen.
Berthelt.
111. Hamburg.
Auf der Landkarte sieht Hamburg mit seinem 7 Quadratmeilen großen
Gebiete sehr winzig aus; aber die günstige Lage hat die Stadt zu einem der
bedeutendsten Handelsplätze der Welt gemacht.
Nahet man sich der Stadt auf dem Dampfschiffe, so erblickt man am
rechten Elbufer einen ungeheuren Wald von Masten; die Luft ist voll
wehender Wimpel aller Farven und Nationen; zwischen denselben blähen
sich ungeheure Segel auf, und schwarze Rauchwolken steigen aus den
Schornsteinen der Dampfschiffe. Dahinter erheben sich die gewaltigen Speicher
für die Waarenvorräthe. An dem mit Mauern eingefaßten Ufer wogen
geschäftige Menschen in allen Farben und Trachten auf und ab. Hier
arbeiten sich Rollwagen die Uferstraße hinauf; dazwischen jagen Droschken
und Reiter, schreien Kofferträger, singen Matrosen, rufen Verkäufer ihre
Waaren aus, und treiben sich müßige Zuschauer umher. Was die
Erde Schönes und Kostbares trügt, das steht hier aufgestapelt in gewal-
tigen Fässern, eisenbeschlagenen Kisten, mächtigen Rollen und Körben.
Waaren, die Millionen werth sind, scheinen wie aus die Straße geworfen.
Außer den Menschen drängen sich am Elbufer auch Schisse und Fahr-
zeuge aller Art durcheinander. Die einen wollen vom Ufer, lösen die
mächtigen Ketten und suchen sich Bahn zu machen nach dem vollen Strom;
andere drängen heran nach dem Ufer oder nach den Kanälen, welche in die
Stadt hineinführen; wieder andere suchen eine bequemere Haltestelle oder
steuern nach dem Zollamte; zwischen den gewaltigen Seeschiffen schießen
buntfarbige Gondeln oder leichte Fischerboote flüchtig hin und her. Zagend
schaut ihnen der unkundige Binnenländer vom Ufer nach; denn jeden Augen-
blick fürchtet er, sie hier oder dort anprallen und umschlagen zu sehen.
Aber siehe, sie wenden stets zu rechter Zeit und entkommen der Gefahr.
Tage lang könnte man am Ufer stehen und dem geschäftigen Treiben
zusehen. Dort kommt ein schwerfälliger Dreimaster mit den Schätzen Brasiliens;
hier segelt ein schlanker Dampfer nach dem Capland ab; neben dem heim-
gekehrten Wallfischfänger liegt der stattliche Ostindiensahrer, und an dem
amerrkamschen Kauffahrteischiff rauscht das englische Postdampfschiff
vorüber Welch' Knarren der Halteseile, welch' Klappern der Taue und
welch' Flattern der Segel! Welch' Gemisch verschiedener Sprachen und
Trachten! und dazwischen der Kommandoruf der Kapitäne und das lang-
gezogene Taktlied der an den Winden beschäftigten Matrosen.