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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 232

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
232 Bilder aus Asien. daß sie in den Künsten und Wissenschaften jetzt durchaus nicht weiter sind, als sie schon vor Jahrhunderten darin waren,'und daß sie ihre Sitten und Gebräuche nicht im Geringsten verändern, obgleich viele derselben sehr lästig und abgeschmackt sind. Uebrigens ist der Chinese äußerst arbeitsam, aus- dauernd und in Handarbeiten unglaublich geschickt. Es giebt wenig Länder, welche so sorgfältig angebaut sind, als China; selbst die Hügel und Berge werden benutzt, indem man sie mit großer Mühe terrassensörmig bearbeitet und auf ihrer Spitze Wasserleitungen anlegt, um sie gehörig zu bewässern. Aber in keinem Lande wird der Ackerbau auch wohl so geschätzt als hier. Reisfelder, Thee- und Baumwollenpflanzungen bedecken große Strecken des Landes und von den Blättern der Maulbeerbäume werden zahllose Seiden- raupen ernährt. Unzählige Kanäle durchschneiden das Land, verbinden die großen Ströme und fördern den Handel. Männer und Frauen tragen lange und weite, unsern Schlafröcken ähnliche Kleider, welche bis auf die Erde reichen, und unter denselben Bein- kleider. Das Haupthaar wird bis auf einen Büschel auf dem Wirbel, den man als Flechte trägt, ganz und gar abgeschoren. In den höheren Stünden werden den Mädchen gleich nach der Geburt die Zehen unter die Fußsohle gedrückt und durch Binden befestigt, wodurch der Fuß oft nur eine Länge von 10 bis 13 Centim. erhält und die Knöchel anschwellen, sodaß das Gehen höchst beschwerlich und unsicher wird. Die chinesische Sprache ist einsilbig und in ihrem Bau überaus einfach und unvollkommen. Jedes Wort derselben erhält durch verschiedene Beto- nung wohl an dreißig bis fünfzig verschiedene Bedeutungen. Ist der Ton, mit dem man ein Wort ausspricht, härter oder weicher, höher oder tiefer, mit einem Hauch begleitet oder nicht, so ist jedesmal die Bedeutung ver- schieden. Das Wort Fu kann in verschiedener Aussprache bedeuten: helfen, See, Theekanne, dunkel, streichen, Tiger, Stadt, bitter, Mann, gegenseitig, rufen, übereinstimmen, Vater, Thür, Weib, tragen, Hülfe, anvertrauen, befehlen, Kaiser, Hosen, Arbeiter. Die ärgsten Mißverständnisse kommen sogar unter Chinesen aus verschiedenen Provinzen vor. Die Zahl der Schreibzeichen, die ein Gebildeter kennen muß, beträgt vielleicht mehr als 80,000 und das ganze Leben reicht kaum hin, dasjenige in China zu lernen, was ein Kind bei uns mit geringer Mühe erlernt. Dies gilt indeß nur für den Umfang der ganzen Sprache, die einfachere Sprache des gemeinen Lebens fordert nur einige tausend Zeichen. Die Chinesen schreiben die Wörter unter einander, sodaß die Zeilen spaltenweise die Seiten von oben nach unten füllen. Die Missionare haben jetzt angefangen die chinesische Sprache mit lateinischen Buchstaben zu schreiben. Die alte Zahl der Buch- staben hat aber nicht ausgereicht. Sie haben sich Zeichen oder Buchstaben für 39 Selbstlaute und 35 Mitlaute gemacht. Die gebildeten Chinesen haben eine andere und bessere Religion als das gemeine Volk. Diese Religion, von welcher noch später die Rede sein wird, rührt von Confucius her, der 500 Jahre vor Christi Geburt lebte und die Verehrung eines einzigen höchsten Wesens lehrte, das die Welt erschaffen habe. Das Volk verehrt ungeheure Götzenbilder, welche in den Tempeln mit kreuzweise über einander gelegten Beinen sitzen, und läßt sich von den Priestern betrügen. Ein Jeder hat auch in seinem Hause einen Götzen, an den er seine täglichen Gebete richtet und den er nicht selten prügelt, wenn er nicht Erhörung findet. Sonn- und Festtage haben die Chinesen nicht, aber die beständig offenen Tempel sind täglich mit Betenden angefüllt, und man unternimmt keine wichtige Handlung, ohne sich vorher in den Tempel zu begeben.
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