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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 235

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
235 Der Theebau in China. vermittelst eines Dreizacks in den Mund zu bringen, obendrein auf die Gefahr hin, uns die Lippen zu beschädigen oder gar die Augen auszuftechen. Auch finden sie es außer der Ordnuna, daß wir Nüsse und Mandeln mit der Schale auf den Tisch bringen und den Dienern die Arbeit ersparen, die Obstfrüchte zu schälen und das Fleisch zu zerlegen. Ja es ist nicht blos ein Witzwort, welches man von einem Chinesen erzählt, der darüber erstaunte, die Europäer Billard spielen, Kegel schieben und tanzen zu sehen und dazu die Bemerkung machte, warum doch wohlhabende Leute eine solche Arbeit nicht lieber ihren Dienern überlassen. Schwer. 136. Der Theebau in China. In China wächst ein kleiner Strauch, ähnlich der Myrthe, — der Theestrauch. Bis Ende oes sechszehnten Jahrhunderts kannte man ihn in Europa nicht, und der erste «Lchriststeller, der seiner erwähnt, ein Italiener, erzählt noch: „Die Chinesen haben ein Kraut, aus welchem sie einen zarten Saft drücken, welchen sie statt des Weines trinken; auch be- wahrt er ihre Gesundheit und schützt sie gegen alle die Uebel, welche der unmäßige Genuß des Weines unter uns hervorbringt". Was würden die klugen Chinesen gelacht haben, wenn sie das gelesen oder wenn sie gar dabei gewesen wären, wie man den ersten Thee, den man nach Europa brachte, als grünes Gemüse mit Butter und Salz zum Fleisch kochte, und sie dabei die sauern Gesichter hätten sehen können, die sämmtliche Tisch- gäste des vornehmen Herrn zogen, der das ausländische kostbare Gericht als Delikatesse vorgesetzt hatte, ohne die Theebereitung zu verstehen. Seitdem haben die getrockneten Blätter des chinesischen Strauches mit reißender Schnelligkeit über die ganze Erde sich verbreitet. Wie Chinesen und Japanesen, vom Kaiser bis zum Bauer, vom frühen Morgen bis in die späte Nacht seit undenklichen Zeiten ihren Thee (aber stets ohne Milch und Zucker) tranken und trinken und gekochten Thee selbst auf Märkten feilbieten, so ist in der ganzen civilisirten Welt der Thee ein Lieblings- getränk geworden. Engländer und Amerikaner wetteiferten mit einander, wer den meisten Thee verbraucht, und England nimmt jetzt jährlich an 18 Millionen Kilogramm Thee auf sich. Für ganz Europa kann der Ver- brauch ungefähr auf 30 Millionen Kilogramm geschätzt werden. In allen Familien dampft traulich auf den Tischen die Theekanne und ersetzt in den zahllosen Mäßigkeitsvereinen die Stelle der geistigen Getränke. Man ge- nießt ihn stark gekocht m festen Speisen und thut sich etwas zu Gute darauf, daß niemand in der Welt den Thee so gut zu bereiten verstehe, als die blonden Söhne und Töchter Albions. Mit dem Flieder- und Krausemünze-Thee, diesen medicinischen Hausmitteln unserer deutschen Heimat, macht man freilich weniger Umstände. Es ist mit dem Theestrauche wie mit dem Weinstock; man kann ihn wohl in andere Himmelsstriche verpflanzen, selbst in Frankreich gedeiht er im Freien; nirgends aber erlangt er die heimatliche Gewürzhaftigkeit, und so wird die Welt wohl den klugen Chinesen tributpflichtig bleiben. Es ge- hört aber auch chinesische Geduld und Sorgsamkeit zur Behandlung des Thees. Jahre lang düngt, hackt und jätet der Chinese um die buschigen, immergrünen Sträucher, die er kaum 2 Meter hoch werden läßt und dann die acht bis zehn Jahre alten Stöcke abhaut, damit sie stets wieder frische, blätterreiche Sprößlinge treiben. Er gleicht mit seinen weißen Blüthen etwa unsern Weißdornblüthen; — aber'welchen balsamischen Duft mögen die Blumen und Blätter aushauchen. Man rieche nur in eine Büchse guten Thee's! Doch ist der beste der Souchong-, Congo-, Pecco-,
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