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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 249

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Der Himalaya. 24k schmalen Weg hinaufgestiegen, überrascht uns plötzlich die Nacht, die in jenen Breiten dem Tage ohne Dämmerung folgt. Wir schlagen sogleich in einer Höhe von 900 bis 1000 Meter unser Lager auf. Eben so schnell wie der Tag verschwindet, eben so plötzlich ist er wieder da, und auch in der Natur erwacht nicht wie bei uns allmählig eine Stimme nach der andern, sondern dem Schweigen der Nacht folgen mit einem Male alle lauten Stimmen des Tages. Welch' ein herrliches Bild bietet sich jetzt unsern Blicken dar! Im Vordergründe ein paar einsame Dattelpalmen, dann ein dichter Wald, zerstreut die Mannschaften unseres Gefolges in malerischen Trachten, Menschen in allen Schätzungen der Hautfarbe, und weiter im Süden die von Wasseradern jeder Größe durchströmte Tiefebene, im Norden aber ragen die mit ewigem Schnee bedeckten Bergriesen des Hima- laya hinauf. Doch wir müssen weiter ins Gebirge eindringen. Das ist nicht leicht. Durch tief — zuweilen 6 bis 900 Meter — in das Gebirge einschneidende Thäler strömen reißende Flüsse, und die schwankenden Brücken, welche über die Gewässer in schwindelnder Höhe gespannt sind, sind so gebrechlich, daß sie nicht mehr als einen Menschen tragen. Aus der tropischen Pflanzen- region gelangen wir in die subtropische. Noch gedeihen die Gewächse Indiens, wie Ananas und Banane; schon zeigt sich aber in Niuus longifolia ein Nadelholz als Vorbote eines gemäßigteren Klimas. In größerer Höhe reihen sich dieser noch andere sehr schöne Coniferen an, wie eine Ceder und die prächtige Deodara (Gottesgabe), deren im Ueberflusse erzeugter gold- glänzender Blüthenstaub, wenn er abfällt und vom Winde fortgetragen wird, oft ganze Strecken mit goldig leuchtendem Farbenschimmer bedeckt. Bis zur Höhe von 3000 Metern zeigt sich auch ein reiches tyierisches Leben Wir sehen Fasanen in einer Farbenschönheit, wie sie die Fasanen Indiens nicht aufzuweisen haben, eine kleine Papageienart erfüllt die Wälder mit ihrem Geschwätz, und was ist das, was dazwischen ertönt, ist es nicht das Krähen des Hahnes und das Gackern von Hennen inmitten des tiefsten . Waldes? Es ist so, das Hühnervolk ist hier wild, es bat hier seine Heimat, von der aus es sich als Hausthier über die ganze Erve verbreitet hat. Je weiter wir in den Himalaya eindringen, desto häufiger werden die Ortschaften. Sie stehen nicht in der Sohle der Thäler, weil diese zu schmal ist, sondern auf den Bergrücken oder aus Bergterrafsen. Der Ackerbau ist mühsam, für den Pflug ist hier kein Raum, nur Spaten und Hacke kann auf den kleinen Bergterassen zur Lockerung der Erde verwendet werden. Weiter im Himalaya könnten wir uns aber oft nach der Anordnung und Bauart der Häuser fast in unsere deutschen und schweizerischen Gebirgs- dörfer versetzt fühlen. Inmitten des Dorfes ist hier ein größerer, mit Steinen gepflasterter Platz, aus dem sich abends nach des Tages Last die Bewohner des Orts versammeln zu Ernst und Scherz, wo auch die,Ge- meindeangelegenheiten besprochen werden. Die Gemeindemitglieder wählen dort ihre Gemeindebeamten, sie ordnen und verwalten selbst ihre oft nicht einfachen Angelegenheiten. Es find eben unsere, wenn auch etwas weit- läuftigen Vettern; mit Ausnahme von Kaschmir im Westen, Sikkim und Bhutam im Osten, gehören sämmtliche Bewohner des Südabhanges des Hymalaya der großen arischen Völkerfamilie an. Eigenthümlich ist, daß vrele Gemeinden zwei Dörfer besitzen, eins hoch im Gebirge für den Sommer, eins in tieferer wärmerer Region für den Winter. Wir dürfen uns unserer Verwandten nicht schämen; es sind biedere gutmüthige Leute; wir können sie uns in mancher Beziehung sogar zum Muster nehmen. Freilich sind die Leute noch so weit in der Cultur zurück, daß der Diebstahl bei ihnen unbekannt ist. Wir europäischen Fremdlinge
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