Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 269

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Die Stadt Timbuktu in Nigritien oder Sudan. 269 einer großen Handelsstadt. Die Zahl der wirklich angesiedelten und dauernd hier Wohnenden beträgt nur etwa 13,000 Seelen, dagegen mögen zur Zeit des lebendigsten Geschäftsverkehrs, besonders von November bis Januar 5000, ja gelegentlich selbst bis 10,000 Fremde die Stadt besuchen und sich hier längere oder kürzere Zeit aufhalten. Dieses sind theils Mauren der Wüste nebst den arabischen Handelsleuten aus dem Norden, theils und ganz besonders die im Betrieb des Binnenhandels biefer Gegenden eine unendlich wichtige Rolle spielenden Wangaraua oder östlichen Mandingo nebst den Leuten von Mo-ffi. Fast das ganze Leben von Timbuktu ist auf fremden Handel begründet, der in Folge der großen nördlichen Biegung des Flusses hier den günstigsten Punkt zum Verkehr findet, während zugleich der herrliche Strom die An- wohner in den Stand setzt, sich auch mit einheimischen Bedürfnissen von außen zu versehen. Namentlich Korn wird hier in oer nächsten Umgebung von Timbuktu, wie in vielen anderen Uferlandschasten des mittleren Niger, nicht in gehöriger Menge gebaut, um auch nur einen kleinen Theil der Bevölkerung zu versorgen, und fast alle Lebensmittel müssen zu Wasser von Ssan-ssandi (am oberen Niger) und der Nachbarschaft eingeführt werden. Die einzigen Gewerke, welche in der Stadt blühen — so weit ich zu beobachten Gelegenheit hatte — beschränkten sich auf das Handwerk des Grobschmiedes und auf etwas Lederarbeit. Von einer Industrie Timbuktu's kann man also kaum reden, wenn man nicht die bedeutende Betriebsamkeit einiger benachbarter Landschaften (z. B. Fermagha) hierher rechnen will, wo sehr vortreffliche wollene und halbwollene Decken und Teppiche von verschiedenen Farben in Menge erzeugt werden. Die Verarbeitung des Goldes zu Ringen und Schmucksachen, die allerdings recht hübsch in Timbuktu gearbeitet werden, ist zu gering, um sie als eignen Gewerbszweig aufzu- führen, und auch das Wenige, was darin geschieht, ist nur schwache Ueber- tragung der ausgezeichneten Goldarbeit von Walata. Man nahm früher allgemein an, daß sich Timbuktu durch seine Weberei auszeichne, und daß die Ausfuhr gefärbter Hemden von hier aus bedeutend sei.. Allerdings mag in früherer Zeit dieser Jndustriezwe:2 hier in gewisser Weise geblüht haben, da die Kunst vom oberen Niger am Flusse herab- gekommen zu sein scheint; aber in Bezug auf die jetzigen Verhältnisse beruht diese Meinung ganz und gar auf einem Irrthum, indem fast alle Kleidung der Eingebornen selbst, besonders aber die der wohlhabenden Klassen, ent- weder aus Kano oder Ssan-ssandi eingeführt wird, abgesehen von dem aus England eingeführten Kaliko. In dem gesammten Handel bildet Gold den Hauptartikel, obwohl der Gesammtwerth dieses von Timbuktu ausgeführten edlen Metalles nach europäischen Begriffen nicht sehr bedeutend ist und im Durchschnitt den jährlichen Werth von 450- bis 600,000 Mark kaum übersteigen wird. Der zweitwichtigste Handelsartikel Timbuktu's ist das Salz, welches schon seit den ältesten Zeiten zugleich mit dem Golde längs des ganzen Niger Hauptgegenstand des Austausches war. Die Guro- oder Kolanuß, welche im Lande der Schwarzen einen der größten Luxusartikel bildet, ist ein dritter wichtiger Hcmdelsartikel für Timbuktu. Diese einer wilden Kastanie sehr ähnliche Nuß vertritt die Stelle des Kaffee's bei den Eingebornen, obschon sie in rohem Zustand genossen und zwar langsam gekaut wird; aber wenigstens jeder Wohlhabende nimmt gleich am Morgen als ersten Imbiß, oder wie die Haussa-Leute sagen,_ „um die Bitterkeit der Nüchternheit zu brechen", eine solche Nuß oder einen Theil davon zu sich; mit ihr bewirthet man den Fremden und
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer