1878 -
Danzig
: Verlag und Druck von A. W. Kafemann
- Hrsg.: Krueger, Karl A., ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Stadt Timbuktu in Nigritien oder Sudan.
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einer großen Handelsstadt. Die Zahl der wirklich angesiedelten und dauernd
hier Wohnenden beträgt nur etwa 13,000 Seelen, dagegen mögen zur Zeit
des lebendigsten Geschäftsverkehrs, besonders von November bis Januar
5000, ja gelegentlich selbst bis 10,000 Fremde die Stadt besuchen und sich
hier längere oder kürzere Zeit aufhalten. Dieses sind theils Mauren der
Wüste nebst den arabischen Handelsleuten aus dem Norden, theils und
ganz besonders die im Betrieb des Binnenhandels biefer Gegenden eine
unendlich wichtige Rolle spielenden Wangaraua oder östlichen Mandingo
nebst den Leuten von Mo-ffi.
Fast das ganze Leben von Timbuktu ist auf fremden Handel begründet,
der in Folge der großen nördlichen Biegung des Flusses hier den günstigsten
Punkt zum Verkehr findet, während zugleich der herrliche Strom die An-
wohner in den Stand setzt, sich auch mit einheimischen Bedürfnissen von
außen zu versehen. Namentlich Korn wird hier in oer nächsten Umgebung
von Timbuktu, wie in vielen anderen Uferlandschasten des mittleren Niger,
nicht in gehöriger Menge gebaut, um auch nur einen kleinen Theil der
Bevölkerung zu versorgen, und fast alle Lebensmittel müssen zu Wasser von
Ssan-ssandi (am oberen Niger) und der Nachbarschaft eingeführt werden.
Die einzigen Gewerke, welche in der Stadt blühen — so weit ich zu
beobachten Gelegenheit hatte — beschränkten sich auf das Handwerk des
Grobschmiedes und auf etwas Lederarbeit. Von einer Industrie Timbuktu's
kann man also kaum reden, wenn man nicht die bedeutende Betriebsamkeit
einiger benachbarter Landschaften (z. B. Fermagha) hierher rechnen will,
wo sehr vortreffliche wollene und halbwollene Decken und Teppiche von
verschiedenen Farben in Menge erzeugt werden. Die Verarbeitung des
Goldes zu Ringen und Schmucksachen, die allerdings recht hübsch in Timbuktu
gearbeitet werden, ist zu gering, um sie als eignen Gewerbszweig aufzu-
führen, und auch das Wenige, was darin geschieht, ist nur schwache Ueber-
tragung der ausgezeichneten Goldarbeit von Walata.
Man nahm früher allgemein an, daß sich Timbuktu durch seine Weberei
auszeichne, und daß die Ausfuhr gefärbter Hemden von hier aus bedeutend
sei.. Allerdings mag in früherer Zeit dieser Jndustriezwe:2 hier in gewisser
Weise geblüht haben, da die Kunst vom oberen Niger am Flusse herab-
gekommen zu sein scheint; aber in Bezug auf die jetzigen Verhältnisse beruht
diese Meinung ganz und gar auf einem Irrthum, indem fast alle Kleidung
der Eingebornen selbst, besonders aber die der wohlhabenden Klassen, ent-
weder aus Kano oder Ssan-ssandi eingeführt wird, abgesehen von dem aus
England eingeführten Kaliko.
In dem gesammten Handel bildet Gold den Hauptartikel, obwohl der
Gesammtwerth dieses von Timbuktu ausgeführten edlen Metalles nach
europäischen Begriffen nicht sehr bedeutend ist und im Durchschnitt den
jährlichen Werth von 450- bis 600,000 Mark kaum übersteigen wird.
Der zweitwichtigste Handelsartikel Timbuktu's ist das Salz, welches
schon seit den ältesten Zeiten zugleich mit dem Golde längs des ganzen
Niger Hauptgegenstand des Austausches war.
Die Guro- oder Kolanuß, welche im Lande der Schwarzen einen der
größten Luxusartikel bildet, ist ein dritter wichtiger Hcmdelsartikel für
Timbuktu. Diese einer wilden Kastanie sehr ähnliche Nuß vertritt die
Stelle des Kaffee's bei den Eingebornen, obschon sie in rohem Zustand
genossen und zwar langsam gekaut wird; aber wenigstens jeder Wohlhabende
nimmt gleich am Morgen als ersten Imbiß, oder wie die Haussa-Leute
sagen,_ „um die Bitterkeit der Nüchternheit zu brechen", eine solche Nuß
oder einen Theil davon zu sich; mit ihr bewirthet man den Fremden und