1878 -
Danzig
: Verlag und Druck von A. W. Kafemann
- Hrsg.: Krueger, Karl A., ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die Neger. — Ostafrika.
denen sie eine große Macht zutrauen, und die ihre Sache bei der Haupt-
Gottheit vermitteln. Diese untergeordneten Gottheiten wohnen in gewissen
Flüssen, Bergen, Wäldern, namentlich aber in den vom Himmel gefallenen
Meteorsteinen. Jede Familie hat überdies noch ihre Haussetische, die sie
von den Priestern empfangen. Einige sind hölzerne Figuren, andere aus
Thon oder sonst einem Stoffe geformt. Auch Thiere werden als Fetische
verehrt. Wenn die Neger trinken, gießen sie zuvor einige Tropfen auf den
Boden zum Opfer für den Fetisch, und wenn die Herren von ihren Litzen
aufstehen, so sind die Sklaven gleich bei der Hand, einen Fetisch auf den
Sitz zu stellen, um zu verhindern, daß sich der böse Geist nicht auf ihres
Herrn Platz schleiche.
Die Priester stehen nicht in hoher Achtung; denn sie werden eigentlich
nur als Zauberer benutzt, reisen auch wohl gleich Wunderdoktoren umher;
die höhere Klasse der Fetischmänner muß aber bei ihrem Fetisch wohnen
bleiben.
So ist die Religion der Aschantis eine traurige Verirrung des mensch-
lichen Geistes. Sie glauben zwar an eine Unsterblichkeit der Seele, denken
sich aber jenes Leben als eine bloße Fortsetzung des irdischen, sodaß ein
Häuptling wieder ein Häuptling, ein Sklave wieder ein Sklave wird.
Darum werden beim Tode eines Königs oder Vornehmen eine Menge von
Sklaven geschlachtet, damit der Herr gleich wieder mit Dienern versorgt
sei. Selbst der unbemittelte freie Mann erhält, wenn er stirbt, ein Paar
Sklaven nachgesandt. Wenn aber ein König oder ein Glied seines Hauses
stirbt, steigt die Zahl der Opfer auf mehrere Tausende und das schlachten
währt Monate lang. Bumüller u. Schuster.
152. Ostafrika.
Die an 1000 Stunden sich ausdehnende Küste Ostafrikas trägt von
der Delagoabai bis zu den Mündungen des Zambesiflusses den Flamen
Sofala und ist noch wenig bekannt. Vom Zambesi brs zum Cap Delgado
S sie Mozambique. Hier haben die Portugiesen heute noch Nieder-
agen. Auf den an ihr liegenden Comorininseln arbeiten die eng-
lischen Missionare, welche eigentlich Livingstone auf seiner Reise zur Er-
forschung der Länder am Zambesi begleiten sollten, aber wegen der großen
Schwiengkeiten nicht folgen konnten. Die Bewohner des Küstenlanoes
sino ein wilder kriegerischer Volksstamm von starkem Körperbau und als
Sklaven und Soldaten sehr gesucht. Sie tättoviren sich, feilen ihre Zähne
spitz, daß die ganze Zahnreihe wie eine Säge aussieht, tragen das Haar
gar wunderlich und hängen in die Nasenknorpel mancherlei Zierat. Die
von Natur sehr hervorstehende Oberlippe verlängern die Frauen noch als
ein Zeichen von Schönheit. Sie leben im Heidenthum, doch ist mancher
schon Muhamedaner geworden. Vom Cap Delgado bis zu dem Flusse
Dschub führt die Küste den Namen Zangu ebar (Sansibar), d. h. Sklaven-
land, von den Eingebornen aber Suahili d. i. Küstenland genannt.
Dieses Land ist reich an Gewässern, im Westen von hohen Gebirgen be-
grenzt und sehr fruchtbar. Es ist mit den an ihm liegenden Inseln, von
welchen Sansibar, Pemba und Mombas die wichtigsten sind, dem Imam
(Sultan) von Maskat in Arabien unterworfen, der aber in Sansibar seine
Residenz hat. Er unterhält Verbindung mit England, das durch einen
Vertrag mit ihm den Sklavenhandel, soweit er europäische und amerikanische
Völker betrifft, abgeschafft hat. Sansibar ist auch der Mittelpunkt des
europäischen und amerikanischen Handels mit Ostafrika.