1878 -
Danzig
: Verlag und Druck von A. W. Kafemann
- Hrsg.: Krueger, Karl A., ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Kapstadt.
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156. Die Kapstadt.
Die Kapstadt ist die Hauptstation auf den Handelswegen von Europa
und Nordamerika nach Ostindien. Daß dieselbe nie ein wichtiger Hafen
für Landesprodukte werden kann, zeigt ein Blick auf das öde, südafrikanische
Hochland, die meist öden und dürren westlichen Terrassen und die zwar
fruchtbareren aber räumlich beschränkten südlichen Terrassen. Aber auch die
Bahnen des Volksverkehrs haben sich geändert. Mit Eröffnung des Suez-
kanals ist eine neue und bequemere Dampferlinie nach Ostindien eröffnet.
Die britische Regierung hat einen guten und sichern Hafen geschaffen. Ko-
lossale Hafendämme oder Wellenbrecher sind bis weit ins Meer hinausge-
baut oder aufgeschüttet worden, mit einem einzigen Eingang; der dadurch
gebildete Hafen ist durch einen zweiten Damm in eine äußere und in eine
Innere Abtheilung geschieden. Die Dämme haben zusammen eine Länge
von 3/4 deutschen Meilen, die Wasserfläche des Hafens mag 125 Hektar
betragen; die Kosten jener Dämme beliefen sich auf 9 Millionen Mark.
Aber der Zweck ist mit diesem Aufwands vollständig erreicht.
Die Kapstadt breitet sich mit ihren regelmäßigen, in rechten Winkeln
sich schneidenden, noch immer mehr holländische als englische Physiognomie
tragenden Straßen, am Südwestende der Tafelbai aus; auf der Landseite
steigt sie in den Thalschluchten mehrerer nur periodisch fließenden Bäche
und an den zwischen diesen Schluchten vorspringenden Berghängen mit
Gärten und Landhäusern aufwärts. Zwischen Kastell und Hafen beginnt
eine Eisenbahn, welche sich im Ostende der Stadt spaltet und mit dem
nordöstlichen Arm in die Ackerbaudistrikte, mit ihrem südlichen in die, jetzt
freilich dürftigen Weinberge von Constantia führt. Landhäuser und Gärten
ziehen sich auch längs der Küsten hin; aver bei aller räumlichen Aus-
dehnung zeigt doch schon der Stadtplan eine dürftige Entwickelung, und
die geringe Zahl der Bewohner — nach früheren Schätzungen 25,200,
nach letzter Zählung 28,500 — stimmt mit dieser Wahrnehmung überein.
Unter den Bewohnern sind über 600 Malayen, eine große Anzahl
Hottentotten und Bastard-Hottentotten; die Weißen sind meist holländischer
oder englischer Abkunft; doch sind fast alle Nationen vertreten. Die Kap-
stadt ist Sitz des Gouverneurs und des englischen Bischofs; sie hat 15
Kirchen, mehrere Synagogen und Moscheen, eine Sternwarte, eine Börse,
drei Banken, mehrere Assekuranzgesellschaften, ein Theater, eine Normal-
schule, ist Sitz des südafrikanischen Collegiums, einer Gesellschaft zur Er-
forschung des Innern von Süd-Afrika. Eine öffentliche Bibliothek und
ein botanischer Garten, ein Museum für Kunst- und Naturgegenstände, eine
schöne Wasserleitung mit eisernen Röhren sind unter den gemeinnützigen
Einrichtungen zu nennen. Zugleich ist die Kapstadt ein Hauptwaffenplatz
für die britische Kolonialmacht
In landschaftlicher Beziehung ist die Kapstadt einer der schönsten
und interessantesten Punkte Afrikas. Der 1082 M. hohe Tafelberg steigt
wie eine Mauer über den die Stadt umschließenden Hügeln empor und
bildet mit dem 997 M. hohen Teufelsberge im Osten, dem 665 M. hohen
Löwenberge und dem 350 M. hohen Löwenschwanz im Südwesten (die
beiden letztgenanten Berge haben in ihrem Profil Ähnlichkeit mit einem
ruhenden Löwen) ein überaus prächtiges Amphitheater. Die Berge sind
kahl und zeichnen sich durch malerische Formen aus; tiefer herab und an
der Küste hat menschlicher Fleiß Gärten und schöne Wäldchen geschaffen.
Nach: ,,Aus allen Welttheilcn."