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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 288

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
288 Bilder aus Amerika. man nur in bedeutender Entfernung erst eine gerechte Idee erhält, erstrecken sich in ununterbrochenen Reihen über 60 Breitengrade und messen selbst im nördlichen Chile, wo sie als eine einzige Kette auftreten, noch mindestens 20 Meilen auf dem Querdurchmesser ihrer Grundfläche. Selbst ohne an die gründliche Lösung der Frage zu gehen, wie groß die Oberfläche sei, die sie bedecken, staunt man über die Resultate einer flüchtigen Berechnung und staunt noch mehr, wenn man bedenkt, daß ihre mittlere Höhe, nach einer Menge von Beobachtungen, in Chile nicht geringer als 3125 Meter an- genommen werden könne. ' 1 Nach Eduard Pdppig. 162. Ein Tag in der Prairie. Leise öffnete ich die Thür, um zum dritten Male in Texas Prairien den Morgen zu begrüßen. Noch schlief alles fest in dem Blockhause des Serrenhoses, oer, von zwanzig Hütten der Lohnarbeiter umlagert, an dem aume einer Baumgruppe stand. Breite Blätter der Flaschenkürbisse rankten an den Reisigwänden der Hütten in die Höhe; Schlingpflanzen mit ihrem bunten Blumenglöckchen bedeckten die Dächer wie mit einem Netze; traulich schaute die Weinrebe in die offenen Fenster der Schlafgemächer, reichlich bedeckt mit Thautropfen, die wie Thränen von den Augen perlten. Wenige Schritte — und vor mir lag in unabsehbarer Weite ein unermeßlicher Ocean von Gräsern, der im leisen Hauch des Morgenwindes wogte und seine grünen Wellen in weiter Ferne mit dem Blau des Himmels mischte. Ohne die mindeste Erhöhung oder Senkung lag die weite Ebene da, mit den zartesten, feinsten Gräsern überwachsen, so frisch und rein, als wären sie eben erst aus der Hand des ewigen Werkmeisters hervorgegangen. Alles war so still und feierlich, wie am ersten Schöpsungsmorgen; der Geist der Einsamkeit seufzte durch die ganze Ebene. Als aber die Sonne aus den grünen Wogen des Grasmeeres mit unbeschreiblicher Majestät emporstieg, oa blickten tausend und aber tausend Augen des reinsten Thaues feurig zum wolkenlosen, blauen Himmelsdome auf. Lange hatte ich dagestanden, bis es lebendig in dem mit einer Kaktushecke umzäumten Hofe des Block- hauses wurde. Als ich zurückkehrte, war mein Pferd gesattelt; ein zweites wurde eben von einem Diener des Hauses, der mich aus meiner Fahrt in das Grasmeer begleiten sollte, aus dem Stalle geführt. Nachdem mein freundlicher Wirth mir noch einen Morgenimbiß verabreicht und mich mit Fleisch und gezuckertem Maisbrod versehen hatte, stieg ich zu Pferde und nahm die Funte nebst einem Kompaß zu mir, ohne welchen selbst Pflanzer nicht in die Prairie gehen; denn da diese Hügel- und berglos ist, so hat der Verirrte auch nicht das geringste Wahrzeichen. So ausgerüstet, wünschten mir alle Bewohner des Hauses, die sich nach und nach versammelt, eine glückliche Reise und gaben mir außer manchen Vorsichtsregeln noch vielerlei Aufträge an meinen Freund, den ich heute noch zu umarmen ge- dachte, und dessen Wohnung, obgleich eine Tagereise entfernt, doch die nächste in dieser menschenleeren Gegend war. Ernst und in mich gekehrt, ritt ich schweigend in das wallende, wogende Meer von Gräsern, das viele Stunden weder Baum noch Strauch zeigte, im Frühjahr aber geschmückt ist mit unzähligen Prairierosen, Tuberose und Astern, so schön und üppig, wie sie kein Garten der Erde aufziehen kann. Hin und wieder standen dürre Baumstämme über den grünen Wogen, wie die abgetakelten Masten eines Schiffes auf hohlgehendem Meere; hin und wieder zeigte ein Damm- hirsch seinen braunen Rücken über dem Grase und sprang, sobald er uns gewahr wurde, wie ein Delphin, der sich über das Wasser hebt, in die be- weglichen Fluten, um sich unserer Nähe zu entziehen. Es war mir, der
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