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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 325

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Tie Botokuden. — Das Erdbeben von Caracas. gehört, ist alles ihr Geschäft. Sie müssen die Hütten bauen, Früchte aller Art zur Nahrung aufsuchen, und auf Reisen sind sie beladen wie Lastthiere. Die mannigfaltigen und mühsamen Arbeiten erlauben ihnen nicht, sich viel um ihre Kinder zu bekümmern. Sind diese noch klein, so trägt man sie beständig auf dem Rücken mit sich umher, sind sie schon etwas größer, so bleiben sie sich selbst überlassen, wo sie schnell ihre Kräfte gebrauchen lernen. Der fünde Botokude kriecht im Sande umher, bis er den kleinen Bogen spannen kann; alsdann fängt er an sich zu üben, und nun bedarf er zu seiner Ausbildung nichts weiter, als die Lehren der Mutter Natur. Die Liebe zu einem freien, rohen und ungebundenen Leben drückt sich ihm von Jugend an tief ein und dauert sein ganzes Leben hindurch. Alle jene Wilden, welche man aus ihren Urwäldern entfernt und tu die Gesellschaft der Europäer gezogen hat, hielten wohl eine Zeit lang diesen Zwang aus, sehnten sich indessen immer nach ihrem Geburtsorte zurück und entflohen oft, wenn man ihren Wünschen nicht Gehör gab. Prinz Max v. Wied. 181. Das Erdbeben von Caracas. Caracas ist die Hauptstadt vonz>er Provinz Caracas oder Venezuela, die eine Republick^ bildet. Was die Stadt Caracas betrifft, so war sie eine lebhafte, schöne Stadt, die 10- bis 45,000 Einwohner hatte, bis sie tut Jahre 1812 durch ein Erdbeben in weniger als einer halben Minute in einen Schutthaufen verwandelt wurde. ^ Bereits im Dezember 1611 ward Caracas zuerst aus seiner Sicherheit durch einen Erdstoß von einer beträchtlichen Heftigkeit aufgeschreckt. Alan beruhigte sich jedoch wieder, da beinahe drei volle Monate vergingen, ohne daß die geringste Erschütterung erfolgt wäre. Endlich ging die 'Lonne am 26. März 1812 über Caracas auf; es sollte aber ihren Untergang nicht mehr sehen. Der Tag kündete sich sehr heiß an, die Luft war ruhig und der Hunmel wolkenlos. Es war der grüne Donnerstag; das Volk strömte haufenweise zu den Gotteshäusern. Es war vier Uhr nachmittags. Plötzlich tönten die Glocken; es war Gottes- nicht Menschenhand, die sie zum Grab- geläute zwang. Eine zehn bis zwölf Sekunden lange Erschütterung schreckte das Volk; die Erde schien flüssig und kochend. Man glaubte, die Gefahr sei vorüber, als sich plötzlich der heftigste unterirdische Donner hören ließ, aber stärker und anhaltender als das Rollen der Gewitter in dieser Jahres- zeit. Unmittelbar auf dieses Donnern folgte eine senkrechte, drei bis vier Sekunden anhaltende Bewegung, welche zu gleicher Zeit von einer horizontalen, wellenförmigen begleitet war. Diese Stöße erfolgten in zwei sich durchkreuzenden Richtungen von Norden gegen Süden und von Osten nach Westen. Diesen gleichzeitigen Bewegungen von unten nach oben und sich durchkreuzend konnte nichts mehr widerstehen; in einer Viertelminute war Caracas ein Schutthaufen, der 9- bis 10,000 seiner Einwohner be- graben hatte. Noch hatte die Prozession den Umgang nicht eröffnet; aber das Hinzuströmen zur Kirche war so groß, daß'gegen 3- bis 4000 Ein- wohner unter dem Einsturz ihrer Gewölbe begraben wurden. Die Ex- plosion war in der Nordseite der Stadt am heftigsten gewesen. Die Kirche der Dreifaltigkeit und der Alta Gratia, die 50 Meter Höhe hatten, und deren Schiff durch 3 bis 4 Meter dicke Pfeiler getragen ward, lagen in emen Trümmerhaufen verwandelt, der nicht höher als 2 Meter war, und die Zermalmung des Schuttes war so beträchtlich, daß von den Pfeilern und Säulen auch keine Spur mehr kenntlich geblieben ist. Die Kaserne San Carlos war beinahe verschwunden. Es stand darin ein Regiment Linientruppen unter den Waffen, das sich eben zur Prozession begeben
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