Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 330

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
"330 Bilder aus Amerika. müsse, öffnete ich mit Mühe die schmerzenden Augen — aber es war nur, um meine schauerliche Lage ganz zu erkennen. Indem ich die Höhle, meine nächtliche Herberge, untersuchte, gewahrte ich mit Entsetzen, daß mir ein hartgefrorener, menschlicher Leichnam zum Kopfkissen gedient hatte. Schau- dernd wandte ich mich ab und suchte mein Maulthier, um diesen verhäng- nißvollen Ort zu verlassen; aber mein Unglück hatte noch nicht sein Ende erreicht. Mein gutes Thier lag todt aus der Erde ausgestreckt; in seinem Heißhunger hatte es während der Nacht seine Kräuter nicht sorgsam ge- wählt, den giftigen Garbancillo gefressen und alsdann seinen traurigen Tod gesunden. Diese verzweiflungsvolle Lage hätte wohl auch den Standhaftesten erschüttert; ich kehrte gegen die Höhle zurück — was tonnte ich thun? Ueber der nebelfreien Welt stand die junge, siegreiche Morgensonne; die in der Nacht mit tiefem Schnee bedeckten Ebenen und Hügel lagen hell und grün da; munter spielten die Vögel neben mir; am Felsen hüpften die Hasen umher, und langhalsige Rehe näherten sich neugierig, als ob sie von dem Schrecken der vergangenen Nacht nichts wüßten. Ich ergriff meine Flinte und erschoß einen Felsenhasen, suchte mir spär- liches Brennmaterial und briet mir an einem Knochen, der die Stelle eines Bratspießes vertreten mußte, ein nicht sonderlich wohlschmeckendes Frühstück; dann erwartete ich ruhig, wie sich mein Schicksal gestalten würde. Es war etwas nach zwölf Uhr Mittags, als ich in Zwischenräumen ein einförmiges, abgebrochenes Geschrei hörte; erschrocken, erfreut erkannte ich die Töne. Ich bestieg den nächsten Felsen und erblickte in der Tiefe die beiden Indianer von gestern, die ihre mit Mist beladenen Thiere nach dem nächsten Berg- werke trieben. Schnell eilte ich hinunter und beredete sie, mir für ein kleines Geschenk von Tabak ein Lama zu überlassen. Sie kamen auch willig mit mir nach der Höhle; das Lama nahm meine Habseligkeiten auf; ich warf mit einem Gefühle schmerzlicher Wehmuth eine Hand voll Erde auf den Leichnam und verließ diesen Ort des Unglücks. Nach v. Tschudi. 183. Der Sturm am Cap Horn. Eine Menge von Zeichen deutete darauf hin, daß rrnr jtn von dem gemäßigten sehr verschiedenes Klima erreicht hatten. Albatrosse erschienen, und zahllose Schaaren noch nicht gesehener Seevögel belebten das Meer, damit beschäftigt, im pfeilschnellen Pfluge die Bewohner des Oceans zu Ergreifen, die sich zu hoch an die Oberfläche gewagt hatten, während uns andere scheinbar völlig mühelos in der tiefen Furchendes Wassers folgten, welche ein segelndes Schiff stets hinter sich läßt. Seegräser von der ge- waltigen Größe der antarktischen Arten begegneten uns in weiten Feldern, die ersten, die wir seit Durchschneidung des Golfstromes in solcher Menge wieder sahen. Fortgetrieben von leichten, aber günstigen Winden, näherten wir uns so dem gefürchteten Cap Horn täglich mehr. Mancher forschende Blick flog indessen wohl über den herbstlichen Himmel nach dem bilden, wo stets graue Wolken lagerten und wo auch unser ein trauriges Schicksal harren mochte. Niemand war unter uns, der nicht das Meer schon oft im Zustande eines großen Aufruhrs gesehen hatte, und doch ging keiner dem Cap gleichgültig" entgegen; denn alle hatten von seinen Stürmen gehört oder gelesen, und die Schicksale mancher Seefahrer erhalten sich vorzugs- weise als mündliche Ueberlieferungen. Zeitig begannen am folgenden Morgen die Vorbereitungen auf eine stürmische Fahrt. Durch Zusatz kräftiger Taue wurden die Masten verstärkt, die längeren Topmaste und
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer