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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 346

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
346 Bilder aus Australien. 192. Tahiti oder Otaheiti. Die Insel Tahiti liegt in der Gruppe der Gesellschaftsinseln und ist etwa 20 lu Meilen groß. Auf der östlichen Seite ist sie durch ein etwas niedriges Vorgebirge mit einem anderen eben so hohen, aber weit weniger umfangreichen Felsen vereinigt, und es trügt selbst auf seiner Mitte einen riesigen Berggipfel, von welchem nach allen Seiten schmale, beinahe messer- scharfe Rücken, wie erstarrte Lavaströme, laufen, zwischen welchen schmale, tiefe Abgründe gähnen, auf deren Grunde wundersam geformte Felsenspitzen sich wie unübersteigliche Mauern erheben. Aber alle btefe Thäler und diese bet dem ersten Blicke wilden, nackten Berge haben keinen rothen verdorrten Erdboden, keinen verbrannten Graswall, wie manche andere gepriesene Gegenden Oceaniens. Bis zu den Gipfeln haben sich die Berge in einen dichten, grünen Mantel eingehüllt, und in den Thälern tragen die Gewächse ein solches Gepräge von Ueppigkeit, daß nur die tropischen Urwälder mit ihnen verglichen werden können. Den Strand entlang unterhalb dieser hohen Bergkümme breitet sich ein flacher Landstrich aus, wo bebaute Felder, Bambushäuser, Haine von Cocospalmen und Brotfruchtbäumen Zeugniß von der Arbeit und dem Wohlbefinden der Menschen geben. Und dieses ganze prachtvolle Gemälde ist in einen Rahmen von niedrigen Korallen- riffen eingefaßt, an welchen die Wogen sich in nie ruhenden, nie schweigenden Brandungen brechen, die hier eine Wehr bilden, gegen welche jede von Menschenhänden aufgeführte Hafenanlage als eine Kleinigkeit erscheint, und in deren Schutz die stille Lagune des Strandes, des Thales und der Berge schöne Formen treu abspiegelt. Der größte Theil der am Strande liegenden Häuser von Tahiti ge- hört den Kanaken und liegt in kleinen Gruppen von acht bis zehn Häusern zwischen wogenden Palmen, Brotfruchtbäumen und blühendem Gebüsch. Sie sind aus 2 Meter hohen und 5 Centimeter dicken Bambusstöcken, die in einem länglichen Kreise in einer Entfernung von 2 Centimeter von einander in die Erde gesteckt sind, erbaut, wodurch ein kühlender Luft- zug im Innern der Hütte hervorgebracht wird. Das Ganze ist von größeren Bambusrohren oder kleinen Stäben des Brotfruchtbaumes gestützt und mit Stricken von Bast zusammengebunden. Alan bedeckt die Hütte mit einem zierlichen, sorgsam zusammengefügten Dache von Pandanusblüttern, das ebenso dicht und dauerhaft, wie hübsch ist, und die Häuser haben daher nicht jene schwere Heuschoberform, wie auf den Sandwichsinseln, sondern ein leichteres und luftigeres, oft sogar nettes Gepräge. Man findet sich in ein Land versetzt, das mit Recht für eins der am herrlichsten ausge- statteten auf Erden gilt, wo man in vollem Maße das süße Nichtsthun eines sorgenfreien Lebens ohne alle Mühe und Besorgniß für die Erhaltung des Daseins genießt, womit man an andern Orten stets im Kampfe liegt und wodurch der Geist immerfort rege erhalten bleibt. Innerhalb der Häuser findet man keinen großen Ueberfluß an Luxus- gegenständen, welche in einem minder gesegneten Klima die Menschen für nöthig halten, um Wohlbefinden hervorzurufen. Der Fußboden ist meistens mit Blättern und Blumen bestreut, die die Hütte mit duftendem Wohlgeruch erfüllen, oder auch mit Matten belegt, worauf die ziemlich sorglosen Be- wohner den Tag und das Leben verträumen; große Kissen, niedrige Schemel, einige höchst einfache Gefäße, zahlreiche Koffer und Kisten mit chinesischen Zierrathen, reine Betten mit weiten Vorhängen und bunten Teppichen machen die ganze Ausstattung aus. Und man braucht ja auch nicht viel mehr, um gemächlich zu speisen und zu schlafen, zwischen welche wenig er- müdenden Beschäftigungen das Leben hier getheilt ist. Man röstet wilde
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