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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 350

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
350 Bilder aus Australien. seinem Paradiese eine Brodfrucht, die keiner Zubereitung bedarf und frisch vom Baume weggegessen werden kann. Die geröstete Brodfrucht hatte für mich völlig den Geschmack der Krume des Weizenbrodes, die mit gekochten mehlichten Kartoffeln vermischt gewesen wäre. Etwas Süstliches schmeckte man zuweilen vor, insbesondere wenn die Frucht sich der Reife näherte, oder auch wenn sie nach dem Backen ver- legen und alt geworden war. Die schmackhafteste war laut der Ueberein- kunft aller Mitreisenden jene Frucht, welche wir auf den Marquesasinseln eintauschten. Wenn die Frucht ganz reif ist, hat sie eine gelbliche Farbe, ist weich anzufühlen und inwendig einem Brei ähnlich, der widerlich süß schmeckt und riecht. In diesem Zustande sah ich sie ebenfalls auf den Marquesasinseln. Die Einwohner der Marianen und Philippinen essen sie alsdann zwar^ roh, jedoch mit großer Behutsamkeit, weil sie jetzt eine un- gesunde Speise geworden ist. Bor der gänzlichen Zeitigung gebrochen und geröstet, ist sie unstreitig eins der gesündesten und zugleich nahrhaftesten Lebensrnittel, die wir kennen; je weiter man sich aber von der einfachsten Zubereitungsart entfernt, und je mehr fremdartige Zusätze man zur Brodfrucht macht, um ihren Geschmack zu würzen, desto weniger kann sie dem mensch- lichen Körper zuträglich sein. Nachdem der Brodfruchtbaum während eines Menschenalters Früchte getragen hat, ergreift ihn das Schicksal aller natürlichen Dinge: er fängt an abzusterben, und allerlei Gebrechen bedeuten seinen nahen Untergang. Jetzt bleibt also nichts übrig, als den Stamm zu irgend einem häuslichen Gebrauch zu verwenden und entweder einen Kahn daraus zu höhlen ooer wenigstens einen Pfosten oder Balken an der leichten ländlichen Hütte daraus zu verfertigen. Es werden auch mit geringer Mühe manche Ge- räthschaften, wie kleine Schemel, Schüsseln, Tröge und dergl. daraus ge- schnitzt. Den wilden Brodbaum kann man schlechterdings zu nichts anderem als zur Feuerung gebrauchen. Dasjenige zarte Zellgewebe, aus welchem sich jährlich eine neue Holzlage an Stamm und Aesten bildet, oder der gleich unter der Rinde liegende Splint ist am Brodbaum so beschaffen, daß die Einwohner von Tahiti ihre Kleider daraus verfertigen können. Sie pflanzen zu dem Ende eine Menge junger Bäume dicht nebeneinander in lockern Boden und suchen sie so gerade als möglich und ohne Aeste in die Höhe zu ziehen. Im andern oder dritten Jahre werden sie abge- schnitten, und der Splint wird auf die nämliche Art davon abgesondert, vorbereitet und zu mousselinähnlichen Tüchern verarbeitet, wie es mit dem Splint des Papiermaulbeerbaums üblich ist. Minder wichtig ist der Nutzen der Blätter. Außer jener Anwendung, die sie mit allen Laubarten gemein haben, daß sie nämlich, sobald sie abgefallen und verwest sind, dem Stamme, der sie getragen, zur Düngung gereichen, bricht man sie auch häufig vom Baume und bedient sich iljrer, Speisen darin zu wickeln oder auch darin zu backen. Die erste Anstalt zu einer Mahlzeit besteht jedesmal darin, daß eine Menge dieser Blätter auf den mit Heu bedeckten Boden gestreut werden; unmittelbar auf diese legt man die Speisen ohne den entbehrlichen Auf- wand von Tellern und Schüsseln. Ein solches Blatt, welches fast Vs Metev lang ist, vertritt alsdann die Stelle der Serviette, wobei man noch den Vortheil hat, so oft man will, eine frische zu nehmen. Aus den Gewürz- inseln zünden die reisenden Indianer des Nachts ein Feuer von den Blät- tern des wilden Brodbaums ringsum ihre Lagerstätte an, dessen beständiges Krachen die Schlangen verscheucht. Die männliche Blüthe des Brodbaums besteht in einem spannelangen braungelben Kolben, welcher ganz mit kleinen Blüthen bedeckt ist, und da- durch mit den Schilfkeulen, die in unsern Sümpfen wachsen, eine auf-
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