1867 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Voigt, Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Verwaltung des Landes. Das Heer.
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wurde dadurch ein zweiter Gründer seines Staates. Da er der
Meinung war, man könne mit der Feder nichts ausrichten, wenn
die Gewalt der Waffen fehle, so war seine erste Sorge dar-
auf gewendet, ein zahlreiches, tüchtiges, schlagfertiges
Heer zu besitzen, seine zweite, die Mittel im Lande
selber zu gewinnen, um solches zu unterhalten, ohne
die Unterthanen mit Abgaben zu überladen, und ohne daß eine
Abhängigkeit von anderen Staaten in Bezug auf Hülfsgelder
nöthig wurde.
Unter den beiden vorangehenden Regierungen hatte das
brandenburgisch - preußische Heer von sich reden gemacht; man
hatte zugeben müssen, daß in demselben ein Geist lebte, der es
den ausgesuchtesten Truppen der Großmächte gleichstellte. Und
die Zeit-Verhältnisse hatten es gefügt, daß die Sicherheit und
Wohlfahrt des Landes nur auf ein starkes Heer gegründet wer-
den konnten. Wollte Preußen an den Welthändeln Theil neh-
men, wozu es durch seine weit ausgedehnte Lage sogar gezwun-
gen wurde, so war es nöthig, die militairische Macht nicht nur
beizubehalten, sondern wo möglich zu vermehren, denn so Vieles
in seinen äußeren Beziehungen war dem Könige Friedrich Wil-
helm mißlungen, weil seine Macht noch nicht groß genug war,
Preußen nur beneidet, nicht gefürchtet wurde. Deshalb ging
Friedrich Wilhelm's Streben dahin, die Zahl der Truppen zu
vergrößern, und es ist ihm in der That gelungen, das Heer, das
bei dem Tode seines Vaters etwa 38,000 Mann zählte, fast sedes
Jahr zu vermehren, — schon im ersten Jahre seiner Regierung
um mehr als 6000 Mann —, so daß er seinem Sohne ein Heer
von mehr als 80,000 Mann hinterließ.
Bei der Ausbildung desselben stand ihm der gleichgesinnte
Fürst Leopold von Dessau treulich zur Seite, der nament-
lich durch die Einführung des eisernen Ladestocks (seit 1719 in
der ganzen Armee üblich) und des Gleichschrittes sowie durch die
weniger tiefe Aufstellung der Truppen der preußischen Armee
Vorzüge verschaffte, die bald genug auch in anderen Heeren nach-
geahmt wurden. Die Piken bei dem Fußvolke verschwanden, das
Bajonett ersetzte dieselben; die Bekleidung war fest und gut, und
wenn oft genug die Gleichmäßigkeit der Montur bis auf den Ka-
maschenknopf und auf die Länge des Zopfbandes als lächerlich
hingestellt worden ist, so wurde doch mit großer Strenge auf
solche Aenßerlichkeiten gehalten, um das Gefühl zu erwecken, daß
bei den Soldaten alle gleich seien. Auch sonst sorgte der König
in jeder Beziehung und mit großer Vorliebe für seine „blauen