1867 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Voigt, Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Friedrichs Aufenthalt in Rhcinsberg.
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theoretisch so auch praktisch in alle dem zu bilden, was ihm als
künftigen Regenten von Nutzen sein könnte. Deshalb betrieb er
auch die militairischen Uebungen mit Eifer und hatte die Freude,
sein Regiment von dem Könige gelobt zu sehen. Lernte er das
Kriegswesen nur bei den Revüen kennen, so schien sich ihm im
polnischen Erbfolgekriege eine günstige Gelegenheit darzubieten,
den Krieg selber zu studiren. Als der Prinz Eugen 1734 das
deutsche Heer, darunter auch die preußischen Truppen, gegen die
Franzosen nach dem Rhein führte, war auch Friedrich mit dem
Vater gegenwärtig. Sein feiner Beobachtungsgeist gewann ihm
zwar die Gunst des greisen Helden, doch Eugen, um seinen Ruhm
besorgt, war nicht der kühne Feldherr wie früher, und die großen
Schwächen des kaiserlichen Heeres entgingen Friedrich's Scharf-
blicke nicht, so daß der Feldzug, so verfehlt er auch war, nicht
ohne Einwirkung auf seinen Entschluß geworden ist, den Kampf
gegen Oesterreich zu wagen. Nicht minder Vortheilhaft war es
für ihn, als er bei der 1734 eingetretenen gefährlichen Krankheit
des Königs einen Theil der Regierungs-Geschäfte zugewiesen er-
hielt, und ebenso als er 1735 auf Befehl des Königs die Pro-
vinz Preußen bereisen mußte, um sich persönlich mit den dortigen
Militair- und Verwaltungs-Angelegenheiten bekannt zu machen.
In seinem abgelegenen, stillen Rheinsberg suchte er die gemachten
Erfahrungen für sich auszubeuten, und seine ins Jahr 1736
fallende Abhandlung „über den gegenwärtigen Zustand
des europäischen Staatensystems", sowie seine im Jahre
1740 in Druck erschienene Schrift „Antim ac chi av el", in
welcher er die Lehre des Niccolo Macchiavelli (1469—1527) von
Florenz bekämpfte, die sener in seinem „Fürsten" niedergelegt
hatte, sind die sprechendsten Beweise von der großartigen Weise,
wie der König seinen Beruf auffaßte, und welch freisinnige und
hochherzige Ideen er in sich durchgebildet hatte.
Wenn auch nicht ganz, so war doch im Ganzen das Ver-
hältniß Friedrich's zu seinem Vater ein zufriedenstellendes ge-
worden. Der König hatte nichts mehr dagegen, daß er sich auch
wissenschaftlich beschäftigte, zumal da Friedrich nicht nur durch
kleine Geschenke für die königliche Tafel den Vater erfreute, son-
dern noch mehr durch Uebersendung besonders großer Recruten,
die zu erlangen er keine Kosten scheute. Deshalb hatte auch
der König ihm nicht unbedeutende Summen zum Ankauf und
Ausbau von Rheinsberg überwiesen, ebenso vermehrte er auch
1739 seine Einkünfte dadurch um etwa 12,000 Rthlr. jährlich,
daß er ihm das Trakehner Gestüt in Ostpreußen überließ. Un-
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