1867 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Voigt, Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Die schlesischen Bisthümer.
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Söhne als Entschädigung für das, was der Vater besessen hatte,
Schlesien, das seitdem nicht wieder polnische Provinz gewor-
den ist.
Schlesien trägt seinen Namen von der Slen za, der heu-
tigen Lohe, die von Nimptsch herfließend gleich unterhalb Bres-
lau iu die Oder fällt. Ursprünglich bezeichnete dieser Name nur
das an diesem Flüßchen • gelegene Gebiet, in welchem auch der
Berg Sle sie oder richtiger Zab ot h a (jetzt Z obten) lag, wo
sich ein altes Nationalheiligthum befand. Von diesem mittleren
Gebiete aus breitete sich der Name Schlesien allmählich die Oder
abwärts über das Land der Besuntsch aner, das in der Stadt
Businz, dem heutigen Beuthen, seinen Mittelpunkt hatte,
ferner über das Land der Bobraner am oberen, und über das
der D jed o s ch an er oder den Gau Di ed e s i am unteren Bober
aus. Schon in der Mitte des zwölften Jahrhunderts war für
diesen ganzen Raum der Eine Name „Schlesien" gebräuch-
lich. Ober-Schlesien bewahrte noch längere Zeit seinen Namen
als das Land der Opulaner, nach dem Hauptorte Op u l,
jetzt Oppeln. Da früher der südliche Theil von Schlesien zum
großmährischen Reiche gehört hatte, das 907 seinen Untergang
gefunden, so blieb auch später ein Theil von Oder-Schlesien an
der oberen Oder und an der Oppa zum Bisthum Olmütz ge-
hörig; die Grafschaft Glatz, die ursprünglich zu Böhmen gehörte
und nur wiederholentlich an schlesische Fürsten verliehen war, ge-
hörte zu dem Sprengel von Prag. Von der Lausitz war ein
Theil bei Schlesien geblieben, als letzteres dies Land wieder aus-
geben mußte; deshalb reichte auch der Meißner Sprengel bis
Queiß und Bober nach Schlesien hinein. Aus der Ostseite besaß
Schlesien eine Zeit lang polnische Gebiete, welche in der geist-
lichen Jurisdiktion von Krakau und Posen blieben. Der
nördliche Theil des Landes, der allein früh an die Deutschen ver-
lorenging, bildete den Sprengel von Lebus, dessen oben gedacht
ist. Der übrige, ungleich größere Theil des Landes endlich ge-
hörte dem Bisthum Breslau an, so daß dies recht eigentlich
das schlesische Bisthum war.
Als Mieczislaw l. zum Christenthum übergetreten war und
dadurch die Bekehrung des Landes angebahnt hatte, kamen zwar
italienische Geistliche in das Land, doch ein Bisthum wurde erst
im Jahre 1000, bei der erwähnten Anwesenheit Kaiser Otto's Iii.
in Gnesen, für Schlesien eingerichtet. Es hatte anfänglich seinen
Sitz zu Smoara und später zu Ryczen, beides Orte, die sich
nicht mehr bestimmt nachweisen lassen. Erst 1052 wurde es