1867 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Voigt, Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Zweiter schlesischer Krieg.
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auch kein anderer Truppentheil stand an Tüchtigkeit zurück. Frie-
drich selber, der die Tapferkeit aller seiner Truppen — das Dra-
goner-Regiment Baireuth hatte unter dem General Geßler
allein 20 Bataillons über den Haufen geworfen, 67 Fahnen er-
beutet und Tausende gefangen genommen — und den Löwen-
muth seiner Brüder lobend anerkannte, erklärte, daß Gott seine
Feinde verblendet und ihn wunderbar geschützt hätte. Ja er
fügte später hinzu, daß „die Welt nicht sicherer auf den Schultern
des Atlas ruhe, als Preußen aush'olchem Heere!" So freudig
die Stimmung war, welche dieser Lieg im ganzen Lande hervor-
rief — die Verbündeten hatten 17,000 Mann, die Preußen gegen
5000 Gesammt-Verlust — so vortheilhafte Wirkung brachte er
auch in England hervor, um so mehr als auch die Franzosen in
den Niederlanden siegreich gewesen, und der Stuart Karl Eduard
in Schottland gelandet war, um das Reich seiner Väter wieder-
zuerobern. Schon im August kam zwischen Friedrich und Eng-
land eine Einigung dahin zu Stande, daß England für deu
Frieden bemüht fein würde, da Friedrich keine neuen Ansprüche
erheben und in die Wahl des Großherzogs Franz zum Kaiser
einwilligen wollte.
Unterdeß schleppte sich aber der kleine Krieg hin, ohne daß
es zu entscheidenden Schritten gekommen wäre. Friedrich war
mit der Hauptmacht den Oesterreichern nach Böhmen gefolgt,
und während man dort Monate lang sich einander unthätig gegen-
überstand, säuberte eine andere preußische Heeres-Abtheilung
Ober-Schlesien und eroberte im October Koset zurück. Maria
Theresia aber gelang es inzwischen, ihren Gemahl als Franz I.
im September zum Kaiser gewählt und am 4. October gekrönt
zu sehen, ungeachtet Brandenburg und die Pfalz Widerspruch
dagegen erhoben hatten. In der Mitte September endlich trat
Friedrich wegen Mangels an Lebensmitteln den Rückzug nach
Schlesien an, in trüber Stimmung über die Fortsetzung des
Krieges, zu dem es ihm gänzlich am Gelde gebrach, da Frank-
reich Schwierigkeiten machte, Subsidien zu zahlen. Der Prinz
Karl von Lothringen folgte ihm alsbald, dem gemessensten Be-
fehle von Maria Theresia zufolge, den Preußen wo möglich eine
Niederlage beizubringen. Da der König nur 19,000 Mann bei
sich hatte, während die Oesterreicher mehr als 30,000 zählten,
hoffte Karl um so mehr aus günstigen Erfolg, als er die Preußen
in einem Lager traf, das mehrere leicht angreifbare Stellen dar-
bot. Doch Friedrich kam am 30. September bei Soor, zwischen
der Elbe und Aupa, südlich von Trautenau, den Feinden zuvor