1867 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Voigt, Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Der siebenjährige Krieg.
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machen, welche ihn bewogen hätten, den Absichten des Wiener
Hofes zuvorzukommen. Gleichzeitig rückte am 29. August 1756
ein Heer von 67,000 Mann in drei Heersäulen an der Mulde,
der Elbe und der Spree aufwärts iu Sachsen ein, während der
Feldmarschall Schwerin mit 27,000 Mann von Glast her in
Böhmen einsiel. Der König August, Kurfürst von Sachsen, war
auf solchen Angriff nicht gefaßt; mit übergroßer Hast sammelten
sich die sächsischen Truppen, etwa 14,000 Mann, bei Pirna in
einem befestigten Lager, während Friedrich am 9. September
Dresden ohne Schwertstreich besetzte. Wenige Tage darauf er-
folgte ein Dehortatorium des Kaisers, daß der König Sachsen
räumen und dem Kurfürsten allen Schaden ersetzen sollte, zu-
gleich wurden alle Heerführer des Königs aufgefordert, die preu-
ßischen Dienste zu verlassen, um sich nicht schwerer Strafe von
Seiten des Kaisers auszusetzen. Als Antwort hierauf ließ Fried-
rich aus den in Dresden vorgefundenen Original-Acten des Ar-
chivs von v. Herzberg eine „Denkschrift über die gefähr-
lichen Anschläge des sächsischen und kaiserlichen Hofes
gegen Preußen" zusammenstellen und öffentlich bekannt
machen. Alle Verhandlungen des Königs mit August, um ihn
zur strengsten Neutralität zu bewegen, waren vergeblich; unge-
achtet die sächsischen Truppen von allen Seiten eingeschlossen
waren, rechneten sie doch mit großer Zuversicht auf Befreiung
durch das österreichische Heer, das von der oberen Elbe her unter
Brown in Anmarsch war. Friedrich rückte demselben mit
24,000 Mann entgegen und traf bei Low ositz mit der 34,000
Mann starken österreichischen Armee am 1. October zusammen.
Dem heftigen Anfalle der Preußen vermochten die Kaiserlichen
nicht zu widerstehen; sie wurden, wenn auch nach tapferer Gegen-
wehr zurückgeworfen. Ein zweiter Versuch, den Brown mehrere
Tage später machte, den Sachsen Hülfe zu bringen, fiel ebenso
erfolglos aus; das sächsische Heer, das mit Verlust seines Ge-
päcks und der Hälfte seines Geschützes von dem linken nach dem
rechten Elbufer hinübergegangen war, mußte sich endlich, aller
Hülfs- und Lebensmittel beraubt, unter dem Grafen Rutowski
am 16. October gefangen ergeben. Die Offiziere wurden auf
ihr Ehrenwort entlassen, die Truppen selber dem preußischen
Heere einverleibt, doch gelang es nachmals den Meisten, zum
Feinde überzugehen. August ging mit zweien seiner Söhne vom
Königstein, wohin er sich gerettet hatte, nach Polen, das sich je-
doch nicht zum Kriege gegen Preußen bewegen ließ; die Königin
blieb mit dem Kronprinzen in Dresden. Friedrich nahm ganz