1867 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Voigt, Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Bayerscher Erbfolgekrieg.
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in der Ober-Pfalz und sonst in Bayern als erledigte Lehen ein-
ziehen, wie denn auch Maximilian Joseph in der That diese
Anforderungen anerkannt und die Abtretung der Ober-Pfalz
zugesagt hatte. Unmittelbar nach dem Tode des Kurfürsten lieh
deshalb der Kaiser Nieder-Bayern und die Ober-Pfalz militai-
risch besetzen und zwang schon am 3. Januar 1778 in Wien
und am 14. in München den neuen Kurfürsten Karl Theodor,
in die Abtretung dieser Länder zu willigen. Friedrich billigte
diesen Vertrag nicht nur nicht, sondern veranlaßte auch den prä-
sumtiven Erben Karl August, Herzog von Zweibrück, — Karl
Theodor war kinderlos — gegen denselben zu protestiren; er
versprach ihm wie Sachsen seinen schütz, nachdem er sich der
Zustimmung Rußlands und Frankreichs vergewissert hatte. Da
seine Verhandlungen mit Oesterreich erfolglos blieben, ging er
zu Ansang April 1778 zu dem Heere in Schlesien ab, während
sein Bruder Heinrich, durch 18,000 Sachsen verstärkt, von Nor-
den her in Böhmen eindringen sollte. Als dann die preußischen
Heere zu Anfang Juli in Böhmen einrückten, war die Bestür-
zung in Wien nicht gering, wo man noch immer der Meinung
gewesen war, daß Friedrich es mit der bloßen Drohung bewenden
lassen werde. Doch schnell wurde das österreichische Heer ln
Böhmen verstärkt, und dasselbe nahm äußerst feste Stellungen
von der oberen Elbe und dem Gebirge bis Prag, so daß der
König seden Angriff unterließ. Nachdem abermals lange Ver-
handlungen ohne Resultat geblieben waren, nöthigten endlich
der Mangel an Lebensmitteln, Desertionen und verheerende
Krankheiten die Preußen zum Rückzüge, ohne daß ein entschei-
dender Zusammenstoß Statt gefunden hatte; im October bezogen
sie die Cantonirungen, in November die Winterquartiere, ob-
gleich die kleinen Feindseligkeiten den ganzen Winter andauerten.
Die Bemühungen Frankreichs, diesem Kriege ein Ende zu
setzen, die Drohung Rußlands, Preußen mit Hülfstruppen zu
unterstützen, führten im März 1779 einen Waffenstillstand her-
bei, damit man bequemer an dein Friedenswerke arbeiten könnte.
Doch erst am 13. Mai kam derselbe zu Teschen zu Stande,
durch Frankreich und Rußland insbesondere verbürgt. Oesterreich
erhielt von Bayern das Jnnviertel d. h. ein Gebiet von etwa
40 Quadr.-Meilen an dem rechten Ufer des Inn und der Salza,
dagegen entsagte es allen seinen Ansprüchen auf Bayern, wo die
Nachfolge dem Hause Zweibrück zugesichert wurde. Die geist-
lichen Stifter wurden mit geringen Entschädigungssummen ab-
gefunden, Mecklenburg mit einigen Gerechtsamen, Sachsen mit