1867 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Voigt, Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Deutscher Fürstenbund.
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habe erzwingen wollen, er hatte das Vertrauen der Reichsstände
unwiederbringlich verscherzt; jede Abneigung gegen Preußen wurde
vergessen, und Friedrich tras seine Maßregeln, diese günstige Ge-
legenheit auszubeuten.
Bereits im März 1785 wurde der Entwurf zu einem
deutschen Fürstenbunde von Friedrich an die deutschen Höfe
übersandt, welche am geeignetsten schienen sich Preußen anzu-
schließen, um die Verfassung des deutschen Reiches aufrecht zu
erhalten und jeden Reichsstand in seinem Besitz zu schützen.
Zunächst wurde Hannover und durch dieses Sachsen für den
Plan des Königs gewonnen; mit beiden wurden im Juni bte
Verhandlungen in Berlin eröffnet, und gern willigte der König
ein, den hannöverschen Entwurf zur Grundlage der Berathun-
gen zu machen, da es ihm nur auf die Sache ankam, die Form
aber gleichgültig erschien. Ueberdies war Vorsicht und Eile um
so mehr nöthig, als Kaiser Joseph die Absichten Preußens da-
durch zu vereiteln suchte, daß er selber einen ähnlichen Fürsten-
bund unter seinem Schutze zu Stande bringen wollte. Schon
am 23. Juli wurde der Tractat zwischen den drei Mächten ab-
geschlossen, und die auswärtigen Mächte durch die Versicherung
beruhigt, daß der Bund durchaus nicht offensiver Natur, sondern
nur darauf berechnet sei, das deutsche und europäische Gleichge-
wicht aufrecht zu erhalten. Dennoch arbeitete Frankreich dem
Zustandekommen des Bündnisses entgegen und empfahl nur die
Einigung der mittleren und kleineren deutschen Staaten als
Gegengewicht gegen Oesterreich und Preußen. Da aber letzteres
weit davon entfernt war, die alleinige Leitung in seine Hand zu
nehmen, so schlossen sich die angesehensten Reichsstände diesem
Bündnisse an, unter ihnen auch der Erzbischof von Mainz und
der Bischof von Osnabrück, und wenn auch die Folgezeit dem-
selben nicht die Bedeutung gegeben hat, die es hätte gewinnen
können, so war doch für den Augenblick seine Wichtigkeit eine
nicht geringe. Friedrich hatte durch dies letzte Werk seiner poli-
tischen Thätigkeit das Uebergewicht Oesterreichs in Deutschland
gebrochen, sich selber zum Schutzherrn von Deutschland gemacht
und so einen außerordentlichen, moralischen Sieg für Preußen
gewonnen.
Während es Friedrich gelang, in verhältnißmäßig kurzer
Zeit Preußen aus dem bisherigen Zwitter-Zustande zwischen