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1. Theil 2 - S. 230

1867 - Berlin : Dümmler
230 Xiv. Preußen als Großmacht. dem zahlreichen Geschütz und den sonstigen Kriegs-Vorräthen wurden etwa 56,000 Mann den Siegern überliefert, und wenn auch eiu großer Theil der Gefangenen sich selber befreite oder von den Franzosen in die Heimath entlasten wurde, so war doch dadurch der letzte Rest der preußischen Armee vernichtet und das ganze Nord-Deutschland der Willkür des Siegers preisgegeben, der z. B. nicht nur dem unglücklichen Herzog von Braunschweig (er starb schon am Io. November zu Ottensee bei Altona) sein Land nahm, sondern auch deu Kurfürsten von Hessen-Kassel zur Flucht nöthigte, allerdings eine gerechte Strafe für sein zwei- deutiges Verfahren. Mit Sachsen dagegen schloß Napoleon am 11. December Frieden; der Kurfürst erhielt den Königstitel, trat dem Rheinbünde bei und stellte sogleich ein Hülfsheer Hegen Preußen. Wie schon in Leipzig alles englische Gut confiscirt worden war, so erließ nun auch Napoleon am 21. November den Befehl, allen Handel und Verkehr mit England und seinen Colonien abzubrechen, alle englischen Waaren zu confisciren und jeden Engländer als kriegsgefaugen zu betrachten, den man er- greifen könnte. Daß nach solchen betäubenden Schlägen Alles angewendet wurde, den Frieden um jeden Preis zu erkaufen, lag nahe genug. Der König entschloß sich selbst dazu, alles Land westlich der Elbe, das Herzogthum Magdeburg und die Altmark ausgenommen, an Napoleon abzutreten und eine Kriegssteuer von 100 Millio- nen Franken zu zahlen; doch die immensen Erfolge der franzö- sischen Waffen, der Aufstand, der zu Anfang November unter Dombrowski in den preußisch-polnischen Provinzen ausbrach, steigerten die Forderungen Napoleon's aufs höchste. Lucchesiui und Zastrow, die preußischen Unterhändler, unterzeichneten in der That am 16. November zu Charlotten bürg die unerträg- lichsten Forderungen, die den ganzen Staat rettungslos in Na- poleon's Gewalt gegeben haben würden, um durch solche Nach- giebigkeit auch nur einen Waffenstillstand zu erkaufen, doch der König verwarf diesen Vertrag, und Hangwitz nahm seinen Ab- schied, zur Freude aller Patrioten. Während dann Napoleon von Posen aus, wo er zu Ende November eingetroffen war, sich anschickte, den Winterfeldzug zu beginnen, der ihm den Rest des preußischen Staates unterwerfen sollte, waren die Flügel der französischen großen Armee thätig, auch Pommern und Schlesien dem Könige zu entreißen. Wenn auch die letztere Provinz nur durch etwa 18,000 Preußen ver- theidigt wurde, so waren doch die Einwohner so patriotisch, daß
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