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1. Theil 2 - S. 236

1867 - Berlin : Dümmler
236 Xiv. Preußen als Großmacht. Zu dem entsetzlichen Unglück, das Preußen so schwer be- troffen hatte, kam noch der Spott und Hohn von denen, welche Preußens schnelles und kräftiges' Aufblühen stets mit neidischem Auge angesehen hatten, ja was noch schlimmer war, im Lande selber wurden viele Stimmen laut, welche die alte Regierungs- weise bitter schmähten. Und allerdings war es nur zu klar ge- worden, daß man in merkwürdiger Selbstüberschätzung und mit außerordentlicher Zähigkeit die alten Formen festgehalten hatte, die bei dem gewaltigen Umschwünge der Zeit längst ihren Werth verloren hatten. Einseitig aber war dieser Tadel, insofern er sich vorzugsweise auf die alte Kriegs-Verfassung richtete, wenn auch gerade bei dem Heere, das dem Lande Schutz gewähren sollte und nun ein so klägliches Ende genommen, die Uebelstände sich am schreiendsten herausstellten. Wenn auch König Friedrich selber in den letzten Jahren seine Armee nicht mehr für das hielt, was sie in den schlesischen Kriegen gewesen, so war doch ihr Ruf ein so großer, daß sie anderen zum Muster diente, und auch noch in den Kriegs-Un- ternehmungen Friedrich Wilhelm's Ii. hatte sie den alten Ruhm ihrer Tüchtigkeit zu bewahren gewußt. Kein Wunder, daß der Glaube an ihre Unüberwindlichkeit von dem ganzen Volke ge- theilt wurde, während der Unbefangene zugestehen mußte, daß ihr ganzer Zuschnitt den Vergleich mit den neufranzösischen Hee- ren nicht aushalten konnte. Das Heer zählte damals 250,000 Mann, darunter etwa ~ Ausländer. Alle waren mehr oder weniger der Hefe des Volkes zugehörig, weshalb nur die strengste Disciplin Ordnung in diesen Schaaren aufrecht erhalten konnte; auch hatte dies Verhältniß den Nachtheil, daß nicht nur der Gegensatz zwischen dem Offizier und Gemeinen, sondern noch mehr zwischen dem Militair und Bürger ein sehr schreiender war. Der Soldat, zu 20jähriger Dienstzeit verpflichtet, Her Offizier, der nur langsam durch Anciennität zu den höheren Stellen auf- rücken konnte, ergrauten beide im Dwnste und waren bei dem besten Willen nicht im Stande, die Strapazen eines Feldzuges zu ertragen. Dazu kam, daß die Bekleidung des Soldaten eine sehr ärmliche war; dem Fußvolk namentlich fehlten die Mäntel, so daß der Gebrauch von Zelten beim Lagern nothwendig wurde. Dadurch aber wurde wieder das Gepäck, das man mit sich füh- ren mußte, ein übermäßig großes, und ging dies verloren, so mußte bei rauher Jahreszeit das Heer große Einbuße erleiden. Ebenso nachtheilig für schnelle Bewegung war die Verpflegung des Heeres aus Magazinen, während bei der neuen Kriegsfüh-
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