1867 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Voigt, Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Xv. Preußen seit 1840.
beseht des Prinzen von Preußen am 12. Juni in die Rhein-
pfalz ein, die binnen einer Woche von den Aufständischen ge-
säubert wurde, und am 14. Juni in Baden gegen die Neckarlinie.
Bei Waghäusel (in der Mitte zwischen Mannheim und
Carlsruhe) griff Mieroslawski am 21. Juni den Prinzen an,
erlitt jedoch eine solche Niederlage, daß damit die Macht der
Aufständischen gebrochen wurde. Es gelang zwar zweimal nicht,
dieselben einzuschließen, doch wurden sie durch wiederholte Ge-
fechte nach dem südlichen Baden gedrängt und endlich am
11. Juli _— noch 10,000 Mann stark — gezwungen nach der
Schweiz überzutreten. Die Bundesfestung Rastadt, wohin sich
schon früher ein Theil von ihnen geworfen hatte, mußte sich am
23. auf Gnade und Ungnade ergeben; der Aufstand war damit
beendet.
Inzwischen hatte der Reichstag Preußens Einschreiten in
Sachsen für unbefugt und für einen schweren Bruch des Reichs-
friedens erklärt und die Aufforderung erlassen, mit allen zu Ge-
bote stehenden Mitteln der preußischen Regierung entgegen zu
treten. Das veranlaßte eine große Menge von Mitgliedern aus-
zutreten, da vier Königreiche die Annahme der Reichsverfassung
verweigerten, die provisorische Centralgewalt sich für incompetent
erkläre, dieselbe zu erzwingen, und deshalb ein Bürgerkrieg in
Aussicht stände, den sie nie beabsichtigt hätten. Etwa nur ein
Drittel von den früheren Mitgliedern der Versammlung blieb
beisammen und nahm den Antrag an, daß forthin die Anwesen-
heit von 100 Abgeordneten genügen sollte, die Versammlung
beschlußfähig zu machen, was abermals den Austritt mehrerer
Mitglieder veranlaßte. Dennoch beschloß das Reichsparlament
bis zum Zusammentritt einer neuen National-Versammlung die
Sitzungen fortzusetzen. Zugleich beschloß es am 30. Mai seinen
Sitz nach Stuttgart zu verlegen, da es in Frankfurt von
verfassungsfeindlichen Truppen umgeben sei, auf welche die ihr
feindliche Centralgewalt sich stütze.
Am 6. Juni hielt es in Stuttgart seine erste Sitzung und
wählte eine Regentschaft, aus fünf Personen bestehend, der Art,
daß mit Anfang ihrer Amts-Thätigkeit die Wirksamkeit der Cen-
tralgewalt aufhören sollte. Vergeblich protestirte die würtem-
bergische Regierung und Kammer, die allein noch an der Reichs-
Verfassung festhielten, dagegen, am 16. erklärte die Versammlung
den Reichsverweser, der ihr nicht nach Stuttgart gefolgt war,
für abgesetzt und faßte die extremsten Beschlüsse. Da erklärte
die würtembergische Regierung, daß sie nicht ferner die Sitzungen