1864 -
Augsburg [u.a.]
: Rieger
- Hrsg.: Frey, Michael, Büschl, Andreas
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Afrika.
Hier nur ein schwaches Bild von dem heißen Afrika mit seinen schreck-
lichen Sandwüsten, von denen viele noch keines Europäers Fuß betreten hat,
und auf welchen man, wie zur See, mit dem Kompasse reisen muß, wenn
mau sich nicht verirren und elendiglich verschmachten will. Solche Wüsten
gibt es in Afrika mehrere, und manche sind von ungeheurem Umfange. Die
größte von ihnen, ja die größte Wüste der Erde, ist die Sahara in Nord-
afrika, welche ihrem ganzen Umfange nach wohl % von ganz Afrika beträgt
und das Tiefland dieses Erdtbeils ausmacht. Biele Wüsten werden von
Karawanen mit Kameelen, Pferden und Eseln durchzogen; man sollte also
glauben, es müßte durch die Fußtritte so vieler Thiere eine bleibende Straße
entstehen, und dies ist auch wirklich eine Zeit lang der Fall. Nun aber
stellen sich plötzlich genmltige Wirbelwinde ein, die den Flugsand aufjagen,
und so werden in wenigen Stunden alle Spuren verweht.
Afrika ist die größte Halbinsel der Erde und dreimal so groß als ganz
Europa. Denn während Europa 182,000 Qnadratmeilen hält, hat Afrika
deren 550,000. Allein während in Europa 266 Millionen Menschen woh-
nen, schätzt man in dem dreimal größeren Afrika ihre Zahl nur auf 150
Millionen. Doch kennen wir nicht viel mehr von Afrika als die Küsten,
d. h. kaum zwei Fünftel des Ganzen. Es läßt sich daher auch die Anzahl
der Bewohner gar nickt genau schätzen. Nach den neuesten Nachrichten hat
man aber Grund zu vermuthen, daß das Innere theilwcise viel besser ange-
baut ist und zahlreicher bewohnt wird, als man bis jetzt glaubte.
Und wer sind die Bewohner von Afrika? Im nördlichen Theile sind
es Türken und Araber (Mauren oder Mohren»; weiter südlich kohlschwarze
Neger mit wolligen Haaren, und noch weiter gegen die südliche Spitze Hot-
tentotten und Kaffern. Zerstreut unter ihnen leben auch Europäer und
Juden. Die Neger wurden früher von den Europäern als Wesen von ge-
ringerer Art, als eine Gattung unvernünftiger Thiere angesehen, mit denen
man Handel treiben könne, wie mit anderem Vieh, und die man auch ebenso
mißhandeln dürfe; allein mit sehr großem Unrechte. Die Neger sind ver-
ständige Menschen wie wir, ausgerüstet mit allen Gaben des Geistes und
des Herzens; nur haben sie nicht unsere Erziehung, unsere Bildung; ihr
Verstand hat nicht Gelegenheit, sich wie der unsere zu entwickeln und zu
schärfen. Ein berühmter Kopfrechner, Namens Füller, und ein Astronom,
Namens Bamacker, waren Neger.
Die Afrikaner beschäftigen sich weniger mit dem Ackerbau. Bearbeiten
sie die Erde, so geschieht es selten mit einem Pfluge. Sie lieben das No-
madenleben. In den innern Theilen des Landes ziehen sie umher mit ihren
Heerden, die aus Schafen, Rindern, Pferden und Kameelen bestehen. In den
afrikanischen Wüsten gibt es mitunter herrliche, fruchtbare Landstriche, die
wie Inseln in einem Sandmeere liegen und von Flüssen oder Seen bewässert
werden; hier findet das Vieh reichliche Nahrung, die genügsamen Kameele
sind aber auch mit den sparsame», dock meistens wohlriechenden Pflanzen,
oder mit den Dorngesträuchen zufrieden, die in der Wüste wachsen. Solche
fruchtbare Inseln im Sandmeere nennt man Oasen. Viele derselben sind
auch bewohnt; Dattelpalmen, die in Menge darauf wachsen, verschönern sie.
Die vornehmsten Produkte des Pflanzenreichs in Afrika sind: Reis, Getreide,
indisches Korn, Mohrenhirse, Hülscnfrüchte, Sennesblätter, Pomeranzen,
Citronen, Datteln, Oel, Pfeffer, Kaffee, Zuckerrohr, Gummi, Tabak, Indigo,